Flag_of_SwedenIch war vom 17.8. bis 31.08.2015 auf dem Kungsleden, dem Königspfad Schwedens im Norden Lapplands, zwischen Kvikkjokk und Ammarnäs unterwegs.

Die Wahl fiel für mich auf diesen Abschnitt da er aufgrund seiner geringen Hüttendichte als weniger stark begangen gilt. Und wirklich, die Personen die ich getroffen habe, haben fast ausschließlich den kompletten Kungsleden von Abisko bis Hemavan erwandert und mussten so natürlich auch den besagten Abschnitt zurücklegen.

Ich habe für die Tour ohne An- und Abreise maximal 12 Tage geplant. Darin waren 2 Tage Reserve für sehr schlechtes Wetter oder anderen Unabwägbarkeiten vorgesehen. Da ich seitens des Wetters sehr viel Glück hatte habe ich die Tour ohne Probleme in 10 Tagen zurücklegen können. Dabei bin ich jedoch stark von der Etappeneinteilung des von mir verwendeten Reiseführers abgewichen. Mehr dazu in den einzelnen Tagesberichten, der Übersichtskarte und im Abschnitt „Reiseführer“.

Im Abschnitt „Tagesberichte“ finden sich neben den mit GPS ermittelten Entfernungen und Höhenmeter auch die Links zu den sehr bilderlastigen Beschreibungen der einzelnen Etappen.

An-/Abreise

Die fast 24 stündige Anreise zum Startpunkt Kvikkjokk war zwar langwierig aber im Grunde völlig problemlos.

Für mich war die günstigste Möglichkeit nach Stockholm-Arlanda zu fliegen und von dort mit dem Nachtzug und Überlandbus bis Kvikkjokk weiterzufahren. Dabei habe ich den Zug und Bus als Kombination über die schwedische Bahngesellschaft SJ gebucht. Dadurch hat man den Vorteil, dass auch bei Verspätung eines Zugs oder Bus die Weiterreise garantiert wird oder eine alternative Reisemöglichkeit durch den SJ ermöglicht wird. Bei Fragen einfach das Zugbegleitpersonal oder den Busfahrer ansprechen. Es ist immer wieder erstaunlich wie flexibel und ergebnisorientiert dort Hilfe geleistet wird.

Übrigens war der Nachtzug mit 80% Trekkern belegt. Ich hatte einen Liegeplatz in einem Abteil mit 6 Liegen. Ich finde das absolut ausreichend und die nächtliche Reise erfolgt sehr entspannt. Man steigt spät abends in den Zug und ist am darauffolgenden Morgen schon fast am Ziel. 😉

Die Rückreise vom Zielort Ammarnäs erfolgte entsprechend in umgekehrter Reihenfolge.

Tagesberichte & Bilder

  1. Tag – Los geht’s in Kvikkjokk; 17,1 km / 700 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  2. Tag – Bis zum See Tjieggelvas; 16,3 km / 100 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  3. Tag – Hinauf auf die Hochebene Árdnávágge; 8,9 km / 340 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  4. Tag – Von der Hochebene bis Vuonatjviken; 21,6 km / 230 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  5. Tag – Halbzeit! Wir erreichen Jäkkvik; 17,6 km / 340 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  6. Tag – Das heutige Ziel ist der See Luvtávrre; 14,1 km / 440 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  7. Tag – Eine Nacht bei der Hütte Badasjåkkå; 17,6 km / 140 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  8. Tag – Bis zum Steilhang Laddebakte; 21,5 km / 400 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  9. Tag – Ab heute wieder alleine unterwegs…; 20,5 km / 430 hm – GPS-TrackHöhenprofil
  10. Tag – Ankunft in Ammarnäs; 20,1 km / 460 hm – GPS-TrackHöhenprofil

Die Entfernungs- und Höhenangaben sind nachträglich anhand der GPS-Tracks ermittelt und daher mit einer gewissen „Unschärfe“ versehen. 😉

Übersichtskarte der Etappen

Wegbeschaffenheit

Die Beschaffenheit des Weges lässt sich in zwei Kategorien einteilen:

  • „Hoch und einfach“
  • „Tief und schwierig“

Das soll heißen, dass die Wege über der Baumgrenze in den meisten Fällen eine angenehme Steigung haben und trocken sind. Sobald man in die Birkenwälder in den Tälern absteigt werden die Wege abschnittsweise sumpfig und an den schlimmsten Stellen mit Planken überbrückt. Darüber hinaus „nehmen“ die Wege in den Tälern wirklich jeden Höhenmeter und Felsen mit. Man bekommt mit der Zeit den Eindruck überhaupt nicht voran zu kommen. Das ging bei mir soweit, dass ich mich teilweise zwingen musste nicht auf das GPS zu schauen um nicht über den geringen Fortschritt enttäuscht zu sein. Ich bin aus dem Pfälzerwald einfach eine andere Durchschnittsgeschwindigkeit gewöhnt. 😉

Die Strecke war komplett mit normalen festen Wanderstiefeln zu bewältigen. Stellenweise musste man bis zum Knöchel durch Matsch stampfen, so dass der Schuh auf jeden Fall wasserdicht sein sollte! Will man auf Nummer sicher gehen sollte man auch ein paar Gamaschen einpacken. Die habe ich nämlich am letzten Tag doch etwas vermisst. Gummistiefel halte ich auf dem von mir begangenen Abschnitt nicht für notwendig und habe ich auch bei niemand an den Füßen entdecken können.

Orientierung & Karten

Die Orientierung ist sehr einfach. Der Sommerweg ist in kurzen Abständen mit roten Farbmarkierungen an Bäumen oder Steinen gekennzeichnet. Der teilweise parallel laufende Winterweg ist hingegen mit rot eingefärbten Holzkreuzen an Pfählen markiert.

Ich habe folgende Karten aus der Serie „Fjällkartan“ von Lantmäteriet mitgeführt:

Die Karten waren hinreichend genau und die Terraininformationen hilfreich. Ich habe auch anhand der Karten meine Zeltplätze geplant und das hat super funktioniert.

Reiseführer

Als Grundlage meiner Tourplanung habe ich zuhause den Reiseführer

„Schweden: Kungsleden“ von Conrad Stein Verlag (12,90 EUR)

verwendet. Die Wegbeschreibung ist recht oberflächlich, hat jedoch einen groben Überblick über die Tour gegeben. Für Trekkingneulinge ist das Buch sicherlich zu empfehlen. Ich habe es nicht wirklich benötigt und hatte es so auch unnötigerweise im Gepäck. 😉

Wetter & Mücken

Tja, was soll ich sagen? Wieder hatte ich sehr großes Glück. Von 10 Tourentagen hatte ich 9 Tage schönsten Sonnenschein und angenehme T-Shirt-Temperaturen. Lediglich die für Ende August ungewöhnlich vielen Stechmücken haben das Naturerlebnis etwas getrübt. Nach 1-2 Tagen hat man sich jedoch daran gewöhnt und weiß wie man sich schützt ohne im eigenen Saft zu schmoren. Als sehr wirkungsvoll hat sich das schwedische DEET-haltige Dschungel Olja erwiesen. Es ist quasi in jeder Fjällstation und Tankstelle in kleinen grünen Fläschchen erhältlich. Die Fläschchen sind zwar winzig reichen aber erstaunlich lang. Ich habe etwa ein halbes Fläschchen bei sparsamer Anwendung benötigt.

Nach zwei Tagen kam mir die Vorstellung einer Welt ohne Wolken von Stechmücken nur noch absurd vor…

Als völlig ungeeignet haben sich meine Permethrin imprägnierten Longsleeves der Marke Craghoppers erwiesen. Hier werde ich in Zukunft zu durchstichsicheren Hemden von Fjällräven greifen.

Dennoch sollte man nicht vergessen, dass das Wetter auf dem Kungsleden schlagartig in Extreme wechseln kann. Anfang September kann durchaus der erste Schnee fallen. Daher auf jeden Fall ausreichend warme Kleidung (Zwiebelprinzip) mitführen. Auch der Schlafsack sollte entsprechend dimensioniert sein. Bei extremen Wetterbedingungen kann Hilfe Stunden oder Tage auf sich warten lassen. Daher gilt immer der Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“!

Sprache

Babbel.com sei Dank spreche ich einige hundert Wörter Schwedisch. Dies ist jedoch nicht notwendig. Quasi alle Schweden sprechen sehr gutes Englisch und haben absolut keine Hemmungen es auch zu benutzen.

Pråtar du svenska??

Ich empfehle jedoch wie bei jedem Reiseziel ein paar freundliche Worte in Landessprache wie Tack oder Hej då zu beherrschen. Jeder Einheimische freut sich darüber! 🙂

Camping

Ich habe bis auf zwei Nächte in Hütten die komplette Tour wild gezeltet. Dabei ist es vor allem in Tälern und Wäldern mitunter schwer einen trockenen Zeltplatz zu finden. Schnell habe ich aber gemerkt, dass immer an Brücken, die auf der Karte eingezeichnet sind, geeignete Zeltplätze mit Feuerstelle zu finden sind – fließend Wasser inklusive…

An der Fjällstation von Kvikkjokk ist Campen in unmittelbarer Nähe kostenlos möglich. Allerdings darf man dann nicht die Einrichtungen der Station nutzen. Solltet Ihr die Zeltwiese nicht finden einfach an der Rezeption fragen. 🙂

Wasser/Essen

Wasser habe ich ausnahmslos aus fließenden Gewässern entnommen ohne nachträglich zu filtern oder chemisch zu desinfizieren. Ich habe dadurch keinerlei Beschwerden gehabt. Selten muss man länger als 1 Stunde gehen um wieder an eine Stelle mit trinkbarem Wasser zu gelangen. Über Tag habe ich lediglich 2 Liter in Flaschen mitgeführt.

Beim Essen war ich die geplanten 12 Tourentage autark unterwegs und habe alles im Rucksack mitgeführt. Dies wäre aber nicht notwendig gewesen. Meine Begleiter haben regelmäßig Verpflegung nachgekauft. Die Auswahl war dabei jedoch beschränkt. Ich würde beim nächsten Mal die Hälfte der Verpflegung aus Deutschland mitbringen und dann in Jäkkvikk in der gut sortierten Tankstelle/Supermarkt für den Rest der Tour nachkaufen. Die Preise sind vergleichbar hoch.

Definitiv trekkinggeeignete Nahrung bekommt man an folgenden Orten zwischen Kvikkjokk und Ammarnäs:

  • Kvikkjokk (Fjällstation)
  • Jäkkvik (Tankstelle/Supermarkt)
  • Adolfsström (örtliches Café, bedingt trekkinggeeignet)
  • Ammarnäs (Supermarkt)

Hast Du Anmerkungen/Hinweise/Kritik zu dieser Zusammenfassung? Ich würde mich über Kommentare dazu freuen um meine Reisetipps kontinuierlich verbessern zu können. Ich hoffe Dir mit meinen Bildern und Tipps Lust auf eine Tour auf dem Kungsleden gemacht zu haben! Es lohnt sich auf jeden Fall! 🙂

9 Responses

  1. Katja Krause
    | Antworten

    Hey,

    toller Bericht vom Kungsleden! Ich hatte richtig Spaß beim lesen. Im Sommer will ich auch hin, dein Bericht hat mir auf jeden Fall den südlichen Teil näher gebracht. Danke!

    • nico
      | Antworten

      Hej Katja!
      Das ist eine gute Idee! Es lohnt sich wirklich! 🙂
      Grüße aus der Pfalz!
      nico

  2. Michael
    | Antworten

    Hallo,
    sehr informativer Bericht. Sind die km-Angaben eigentlich mit oder ohne die Bootsfahrten? Ich vermute ohne, richtig?
    Viele Grüße,
    Michael

    • nico
      | Antworten

      Hi Michael!
      Danke für das Lob! 🙂
      An Tag 7 ist die Bootsfahrt mit aufgezeichnet worden. Ansonsten ist es immer ohne die Bootsfahrten. Wenn man an Tag 7 jedoch die Bootsfahrt auslässt und das Stück zu Fuß geht sollten die Entfernungen auch in etwa passen.
      Grüße!

      nico

      • Michael
        | Antworten

        Prima, das hilft mir bei der Planung! Danke und viele Grüße

  3. Simon Wermisofsky
    | Antworten

    Servus Nico,
    sehr schöner Bericht, er hat mir die Planug für meinen Trip in 3 Tagen deutlich erleichtert. Ich wollte nur noch kurz fragen wie du es mit dem Geld gemacht hast, kann man alles mit Ec- Karte zahlen oder sollte man Bargeld mitnehmen und wenn ja wie viel?
    Danke schonmal für die Antwort.
    Viele Grüße
    Simon

    • nico
      | Antworten

      Hi Simon!
      Für Skandinavien im Allgemeinen ist immer eine Kreditkarte zu empfehlen, da die dort sehr verbreitet sind. In den Hütten im Fjell kann man jedoch nicht immer mit Karte zahlen. Dort ist Bares noch Wahres. ?

      Ich habe mit der VISA-Karte am Flughafen Bargeld in Kronen abgehoben. Wieviel genau kann ich Dir gar nicht sagen. Ich denke es waren schon 200-300 EUR in Kronen. Alles gebraucht habe ich bei weitem nicht, da ich das ganze Essen ja dabei hatte und auch nur 2 Mal in einer Hütte übernachtet habe. Darüber hinaus habe ich auch bereits die Zugtickets von zu Hause aus gebucht und bezahlt. Da ich im Anschluss noch ein paar Tage in Stockholm war habe ich die restlichen Kronen dort aufgebraucht. ?
      Grüße und viel Spass! Für mich geht es in wenigen Tagen nach Norwegen… ?

      nico

  4. Marcus Busch
    | Antworten

    Hallo Nico,

    ich bin auf Deinen Bericht gestoßen, da ich an der Planung für eine Durchwanderung des Kungsleden in diesem Sommer sitze. Speziell für eine Übernachtung in/um Kvikkjokk habe ich noch keine geeignete Campingmöglichkeit gefunden (außer natürlich in der Fjällstation). Ich versuche nun herauszufinden, ob Deine kostenlose Zeltmöglichkeit bei der Fjällstation 2020 noch möglich ist, da die STF Preise für Zelter in den letzten Jahren wirklich heftig gestiegen sind. Der Kungsleden wird wohl immer touristischer.

    Gehörte die von Dir genutzte Wiese in Kvikkjokk zur Fjällstation und war damals kostenlos, oder ist das was eigenes, also vom STF unabhängig? Es wäre toll, wenn Du dazu noch was schreiben könntest. Ich möchte auf der Tour so weit wie möglich frei zelten. Da Kvikkjokk aber weit und breit die einzige Einkaufsmöglichkeit hat (an der Fjällstation), bietet sich eine Übernachtung in bzw. in der Nähe von Kvikkjokk an.

    Viele Grüße

    Marcus

    • nico
      | Antworten

      Hallo Marcus!
      Meine Tour ist nun schon ein bisschen her, aber damals war, wie Du ja schon geschrieben hast, das Zelten kostenlos. Man durfte aber offiziell nicht die Einrichtungen der Fjällstation nutzen. Die Toilette habe ich aber dennoch benutzt. ?
      Ich hatte damals den Eindruck, dass die Wiese zur Station gehört. Wirklich sicher gehen wie es heute ist wirst Du nur, wenn Du die Station anschreibst. Meiner Erfahrung nach sind die Hütten des STF und DNT immer recht flott beim Antworten.
      Viel Spaß auf Deiner Kungsledentour. Bei mir hat sich das Menschenaufkommen immer in den ersten 1-2 Stunden des Tages verlaufen. Dann war man meist alleine unterwegs. Das Fjäll ist ja groß. ?
      Grüße!

      nico

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