Der menschliche Körper besteht zu 70% aus Wasser. Mangelt es uns an daran sind damit gravierende gesundheitliche Probleme verbunden. So kann Wassermangel in nur wenigen Tagen zum Tod führen. Aber auch verunreinigtes Wasser kann die Gesundheit belasten. Am bekanntesten ist sicherlich der Reisedurchfall, der gerade beim Trekking schnell zu einem Abbruch der Tour führen kann. Daher gilt:
Trinkwasser ist das wichtigste aller Lebensmittel. Grund genug sich ausgiebig mit dem Thema Trinkwasserversorgung und Trinkwasseraufbereitung zu beschäftigen.
Wasser? Im Norden kaum ein Problem…
In manchen Regionen der Erde steht Wasser im Überfluss zur Verfügung. Hier fällt uns natürlich direkt Skandinavien ein. Dort kann man sich fast sicher sein, dass man im Laufe des Trekkingtages an mindestens einer Quelle mit trinkbarem Wasser vorbei kommt. Ein kleines Beispiel: Auf der Hardangervidda haben wir Leute getroffen die gänzlich ohne Wasserflasche unterwegs waren und an jedem Bach mit einem kleinen Becher frisches Wasser geschöpft und getrunken haben. Auch wir haben unser Trinkwasser aus Bächen entnommen nachdem wir das Ufer kurz auf die Spuren von tierischen „Hinterlassenschaften“ abgesucht hatten.
Wasser ist nicht gleich Wasser…
Wasser ist aber nicht immer trinkbar. Trinkwasser ist immer Süßwasser mit einem besonders hohen Reinheitsgrad. Es enthält keine gesundheitsgefährdenden Mikroorganismen oder Chemikalien, jedoch eine Mindestkonzentration an ausgesuchten Mineralien.
Hier zeigt sich auch der Vorteil der nördlichen Regionen. Aufgrund der verhältnismäßig geringen Wassertemperaturen in Flüssen und Bächen verbreiten sich dort gesundheits-gefährdende Mikroorganismen deutlich langsamer als im Süden oder gar in den Tropen wo das Wasser aus Flüssen nicht unbehandelt getrunken werden kann.
Gesundheitsgefährdende Mikroorganismen?
In belastetem Wasser kommen drei Arten von Mikroorganismen mit unterschiedlichen Größen vor:
- Bakterien, z. B. E. coli, Salmonellen, Cholera (0,2-5 µm)
- Viren, z. B. Hepatitis A, Humane Noroviren, Rotavirus, Polio-Virus (~0,02-0,2 µm) und
- Protozoen, z. B. Amöbenruhr, Giardia (1-15 µm)
Und nun? Aufbereitung von Oberflächensüßwasser zu Trinkwasser!
Welche Optionen hat man jetzt? Die simpelste Art ist Trinkwasser in ausreichenden Mengen mitzuführen. Dies führt jedoch schnell zu einem sehr hohen Gepäckgewicht und man erreicht bei autarken Touren schnell Massen die man als Mensch nicht mehr schleppen kann oder möchte. Es bleibt also noch Option Zwei, die Aufbereitung von Oberflächenwasser zu Trinkwasser.
Oberflächensüßwasser kann auf verschiedene Art und Weise zu Trinkwasser aufbereitet werden:
Abkochen
Die einfachste und vermutlich älteste Art um Wasser trinkbar zu machen ist das Abkochen. Hierdurch werden Mikroorganismen und Viren abgetötet, verbleiben jedoch im Wasser. Durch Chemikalien verunreinigtes Wasser kann so allerdings NICHT trinkbar gemacht werden!
Da die Siedetemperatur von Wasser vom Luftdruck abhängt muss man darauf achten das Wasser ausreichend lange zu kochen. Auf Meereshöhe reichen 5 Minuten aus. Auf 4000m muss das Wasser hingegen mindesten 20 Minuten abgekocht werden. Im Zweifelsfall also lieber ein bisschen länger als zu kurz. Auf jeden Fall sollte man den zusätzlichen Brennstoffbedarf bei der Tourplanung nicht vergessen!
Chemische Wasseraufbereitung
Die chemische Wasseraufbereitung tötet Mikroorganismen und Viren durch Chemikalien ab (Desinfektion). Auch hier verbleiben die abgetöteten Mikroben im Wasser. Zusätzlich wird das Wasser durch das Desinfektionsmittel belastet, weswegen man sich genau an die Dosierungsanleitung halten sollte!
Im Internet kursieren einige obskure Beschreibungen wie man Wasser beispielsweise mit Bleiche trinkbar macht. Wir können nur dazu raten diesen Mist sein zu lassen und ein entsprechendes Präparat aus dem Fachhandel zu verwenden. Sehr bekannt und günstig ist Micropur Forte von Katadyn, dass in Tablettenform sehr einfach anzuwenden ist (1 Tablette auf 1L Wasser). Es sei noch kurz darauf hingewiesen, dass Micropur Classic lediglich zum Haltbarmachen (Konservieren) von Trinkwasser geeignet ist!
Mechanische Wasseraufbereitung
Unter mechanischer Wasseraufbereitung versteht man das Entfernen von Verunreinigungen aus dem Wasser mittels eines Wasserfilters. Die zwei gängigsten Filterarten sind Keramikfilter (teuer, nach dem Trocknen wiederverwendbar) und Glasfaserfilter (günstiger, schlecht zu trocknen und daher nur eingeschränkt wiederverwendbar).
Eine Einschränkung bei Wasserfiltern gibt es jedoch. Die meisten Filter filtern nur Mikroorganismen ab einer Größe von 0,2 µm aus dem Wasser heraus. Daher kann es sein, dass bestimmte Viren nicht vom Wasserfilter beseitigt werden. Im Zweifelsfalle muss man dann das Wasser noch einmal chemisch desinfizieren.
Welche Filterart man wählt ist eigentlich Frage des Geldbeutels und wie oft man den Filter im Jahr verwenden möchte (Wiederverwendbarkeit!). Im Zweifelsfall sollte man sich vor dem Kauf beraten lassen!
Eine weitere Filterart, die wir jedoch gesondert nennen möchten, ist der Aktivkohlefilter. Er wird meist einem Keramik- oder Glasfaserfilter nachgeschaltet. Durch die extrem große Oberfläche der Aktivkohle kann sie chemische Substanzen aus dem Wasser binden und somit entfernen (Absorption). Mit einem Aktivkohlefilter kann also auch der Chlorgeschmack nach dem chemischen Desinfizieren mit Micropur Forte entfernt werden.
Der Nachteil ist jedoch der verhältnismäßig hohe Preis, die kurze Lebensdauer und wenn der Aktivkohlefilter einmal nass ist kann man ihn kaum noch trocknen und er muss daher nach einer Reise ausgetauscht werden.
Für alle Filter gilt: Auf keinen Fall in feuchtem Zustand aufbewahren!! Ist der Filter nach einer Reise nicht zu trocknen sollte die Filterpatrone ausgetauscht werden.
Nachtrag: Wer in das Thema Wasseraufbereitung noch tiefer einsteigen möchte sei das Buch „Trinkwasserversorgung in Extremsituationen“ von Joe Vogel (14,95€) empfohlen. Wie alle seine Bücher ist auch dieses Buch sehr gut recherchiert, übersichtlich aufgebaut und braucht im deutschsprachigen Raum zu keinem anderen Werk den Vergleich scheuen. Mein Tipp: Zugreifen!
Quelle Titelbild: Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Quelle [1]: Wikimedia Commons (gemeinfrei)
Quelle [2]: Katadyn.de
Claudia
Da gäbe es noch die Methode mittels UV-Licht.
nico
Hallo Claudia!
Da hast du vollkommen Recht! Inzwischen sind da einige Geräte im “Hosentaschenformat” erhältlich. Allerdings haben wir die hier nicht aufgezählt da man dazu Batterieen braucht. Die beschriebenen Möglichkeiten sind komplett unabhängig von Strom und funktionieren auch unter den widrigsten Bedingungen. 🙂
Saubere Sache: Wasserfilter von Care Plus » auf Tour
[…] einiger Zeit habe ich bereits über die Bedeutung und unterschiedlichen Möglichkeiten einer mobilen Wasseraufbereitung geschrieben. Bisher haben wir im Zweifelsfall immer mit Entkeimungstabletten auf Chlorbasis (z. B. […]
micha
hi nico..
..danke für deine interessante zusammenfassung! ich hätte da mal eine frage, da ich ja auch schon bei der ein oder anderen längsprofilbeprobung von kleinen bächen dabei war und gemessen habe wieviel einträge von zb düngemittel in den „natürlichen“ bach kommen:
es ist beschrieben, dass man wasser, das chemisch verunreinigt ist, nicht durchs abkochen trinkbar machen kann, ist klar, aber im endeffekt kann doch dann auch nur die aktivkohleversion chemikalien aus dem wasser binden, oder? also wäre die sauberste kombi die tablette und dann ab durch den aktivkohlefilter?
nico
Hallo Micha!
Ja, ganz genau so ist es. Chemische Verunreinigungen lassen sich nur mittels Aktivkohlefilter aus dem Wasser binden.
Mir ist jedoch leider kein einzelner Aktivkohlefilter bekannt. Man wird da wohl oder übel zu einer Kombilösung von Katadyn oder MSR greifen müssen. In einigen Filter dieser Marken sind ein mechanischer und ein Aktivkohlefilter gepaart. D.h. man kann sich dann auch theoretisch die Desinfektionstablette sparen. 😉
Desinfiziert man das Wasser jedoch zusätzlich zum Filter sollte man wirklich beruhigt das Wasser trinken können. Aber Achtung, möglichst klares Ausgangswasser verwenden! Die Desinfektionstabletten mögen trübes Wasser garnicht und die Wirkung leidet sehr darunter.
Grüße!
nico
Matthi
Hallo, ich habe gerade den Artikel gelesen. Sehr informativ.
Allerdings empfiehlt Katadyn selber in ihrer Wasserfibel im Notfall auf ein herkönnliches Bleichmittel zurückzugreifen.
nico
Hallo Matthi!
Ja, da hast Du Recht. Wie du schon geschrieben hast, ist das für den Notfall sicherlich eine Alternative. Wenn man Gefahr läuft zu verdursten ist es auch erst einmal nebensächlich ob man die Bleiche etwas überdosiert… 😉
Unter normalen Umständen bzw. auf geplanten Touren würde ich aber immer zu einem Präparat aus dem Fachhandel greifen.
Grüße!
nico