Im August 2019 war ich mit einer Freundin für vier Wochen mit dem Reiserad und Zelt auf Island unterwegs. Ursprünglich hatten wir eine Durchquerung des Hochlands auf der Sprengisandsleið (F26) geplant. Leider stellte sich das für uns als nicht machbar heraus. Die Oberfläche des Piste F26 war einfach zu weich, unsere Räder zu schwer und die Reifen zu schmal.

Daher haben wir die Tour spontan umgeplant und uns auf asphaltierte Straßen und einfache Pisten im Westteil von Island beschränkt.

Berichte, Bilder & Videos

Übersichtskarte der Tour

An- & Abreise

Gepäckchaos auf dem Campingplatz von Reykjavik
Gepäckchaos auf dem Campingplatz von Reykjavik

Die An- & Abreise erfolgte, wie bei all meinen bisherigen Islandreisen, wieder problemlos mit Icelandair ab Frankfurt/Main. Die Räder haben wir, gemäß den Bestimmungen von Icelandair, in Radkartons verpackt. Kleine Röllchen an den Kartons ermöglichten ein Mindestmaß an Mobilität am Flughafen.

Man sollte die Räder auf jeden Fall unmittelbar nach der Flugbuchung telefonisch bei Icelandair anmelden. Leider kann man, anders als Skiausrüstung, nicht direkt beim Buchen im Internet Fahrräder als Übergepäck auswählen. Meldet man die Fahrräder frühzeitig an wird der Transport garantiert, da nur eine begrenzte Anzahl Räder pro Flug befördert werden. Weiterhin spart man 20% auf den Übergepäckpreis am Flughafen. Der Transport pro Rad kostete bei uns 62 EUR pro Flug (Stand: August 2019).

Vom Flughafen Keflavik nahmen wir den Flybus zum Campingplatz in Reykjavik, wo wir die Räder in aller Ruhe aufbauten und auch die Kartons deponieren konnten. Hier zeigte sich, dass man mit den Campingplatzpersonal durchaus handeln kann und so haben wir einen Spezialpreis für die 4 Wochen bekommen. 😉

Radfahren auf Island

Verkehrsaufkommen

Dort wo es uns möglich war sind wir der vielbefahrenen Ringstraße 1 auf kleinen Seitenstraßen ausgewichen. Besonders im Großraum Reykjavik ist die Ringstraße sehr stark befahren, wie wir auf unserer ersten Etappe zwischen Reykjavik und Selfoss erfahren mussten. Dennoch sind die Isländer sehr rücksichtsvolle Autofahrer und lassen meist ausreichend Platz beim Überholen und neigen nicht dazu durch knappes Überholen oder Hupen Radfahrer „erziehen“ zu wollen.

Darüber hinaus ist Großteils auf der Ringstraße ein breiter Seitenstreifen vorhanden, auf dem man gut Radfahren kann. Wirklich Spaß machte es uns jedoch auf den unzähligen Seitenstraßen. Besonders fernab der klassischen Touristendestinationen wie dem Golden Circle war das Verkehrsaufkommen während unserer Reisezeit überraschend gering.

Zustand der Straßen & Pisten

Vom Zustand der Straßen und Pisten war ich sowohl sehr positiv als auch negativ überrascht. Ich beginne mit dem Negativen… Die Hochlandpisten, markiert mit einem „F“ vor der Pistennummer, haben meist wirklich sehr weichen Untergrund. Sobald es nur minimal bergauf oder bergab geht kombiniert sich das mit extremen Bremswellen, die die Fahrzeuge beim Beschleunigen oder Bremsen zusammenschieben. Man sollte sich nicht, wie auch uns passiert, von Bildern aus dem Internet täuschen lassen. Auf den Bildern die wir selbst aufgenommen haben wirkt die Pistenoberfläche solide und gut befahrbar!

Mit unseren schweren Reiserädern mit 1,6″ breiten Reifen war es pure Quälerei und mit viel Schieben verbunden. Wir haben uns deswegen entschieden den Hochlandpisten fern zu bleiben. Die Pisten außerhalb des Hochlands waren von deutlich besserer Beschaffenheit. Man kommt darauf bei weitem nicht so schnell voran wie auf Asphalt aber immerhin konnten wir mit unseren Rädern drauf fahren.

Die asphaltierten Straßen sind hingegen durchweg als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Oft wirkte die Oberfläche nagelneu.

Distanzen

Im Internet liest man hin und wieder davon, dass die Distanzen kleiner wirken als sie eigentlich sind. Auf das Hochland mag das durchaus zutreffen, außerhalb davon finde ich ist es jedoch genau umgekehrt. Rein nach der Zahlenlage ist Island auch nicht sehr groß. Beispielsweise beträgt die Distanz zwischen den zwei größten Städten der Insel, Reykjavik und Akureyri, gerade einmal 390 km, über die Ringstraße 1 wohlbemerkt! Ist man mit dem Auto unterwegs weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man diese Distanzen nicht mit denen in Deutschland vergleichen kann. Bei der maximal zulässigen Geschwindigkeit von 90 km/h benötigt man für eine solche Distanz ungleich länger als auf einer deutschen Autobahn. Ist man jedoch mit dem Fahrrad unterwegs, und dabei ist ja auch bekanntlich eher der Weg das Ziel fällt das überhaupt nicht ins Gewicht.

Karten

Ich hatte jede Menge Karten von früheren Reisen im Gepäck: Die haben wir alle auf unserer Route außerhalb des Hochlands nicht gebraucht. Am Campingplatz oder der Touristeninfo in Reykjavik bekommt man kostenlos die „Cycling Iceland“-Karte. Ein Faltblatt mit allen Straßen und Pisten die durch farbliche Markierung in Oberflächenbeschaffenheit und Verkehrsaufkommen gekennzeichnet sind. Auch Einkaufsmöglichkeiten, Campingplätze und Restaurants sind auf der Karte eingezeichnet. Einfach super!

Zum Planen vor Reiseantritt kann man die aktuelle Karte auch im Internet als riesige PDF herunterladen: www.cyclingiceland.is

Wetter

Das Wetter auf Island gilt im Allgemeinen als sehr unbeständig. Daher resultiert wohl auch der Spruch „Wenn Ihnen das Wetter nicht gefällt warten Sie 15 Minuten“. Meine Erfahrungen aus 4 Islandreisen besagen aber, dass das Wetter meist besser ist als gedacht. In den vier Wochen, die wir auf Island verbrachten, hatten wir drei Wochen tollen Sonnenschein und eine Woche Dauerregen. Während der sonnigen Zeit hatten wir jedoch zwei Wochen starken bis stürmenden Wind, der das Radfahren tagesweise zu einem absurd kräftezehrenden Unterfangen machte. Besonders bemerkbar machte sich dies auf der Halbinsel Snæfellsnes.

Die vorherrschende Windrichtung war bei uns N zu NO. Ein Blick auf die Windvorhersagen auf der Seite des isländischen Wetterdiensts zeigt jedoch, dass dies kein Naturgesetzt ist. Eine Empfehlung wie man die Route aufgrund der Windrichtung am sinnvollsten legt, kann ich daher nicht geben. Egal wie man fährt, man wird auch mal Gegenwind haben, zumal der Wind sehr kleinräumig von den umliegenden Bergen in seiner Richtung beeinflusst wird. Empfehlen kann ich jedoch im Zweifelsfall mal einen Tag wegen strammen Winds abzuwettern und immer die Wettervorhersage im Auge zu behalten. Dass man ausreichend warme, wind- und wasserdichte Kleidung auf eine vierwöchige Radreise mitnimmt sehe ich mal als selbstverständlich an. 😉

Unterkunft

Bis auf eine Ausnahme haben wir immer im Zelt übernachtet. Einfache Zeltplätze findet man fast überall. Der Standard ist jedoch, im Vergleich zur Deutschland, durchweg sehr niedrig. Auf Zeltplätzen außerhalb von Ortschaften ist oft kein warmes Wasser vorhanden. Waschmaschinen und Trockner finden sich nur auf wirklich großen Zeltplätzen wie Reykjavik oder Selfoss. Eventuell hat man Glück im örtlichen Schwimmbad Wäsche waschen zu können.

Die Preise beliefen sich im August 2019 zwischen 12 und 25 EUR pro Person und Nacht.

Verpflegung

Bis auf den Abschluss der Reise in Reykjavik und hin und wieder eine Portion Fish & Chips an einem Imbissstand haben wir uns komplett aus unseren Packtaschen verpflegt. Neben der Unterkunft im Zelt ist die Verpflegung eine weitere Möglichkeit auf einer Islandreise viel Geld zu sparen.

HotDog-Bausatz aus dem Discounter
HotDog-Bausatz aus dem Discounter

Eine günstige Möglichkeit seine Packtaschen mit Essen und Getränken zu füllen ist der Discounter Bónus und der Supermarkt Krónan. Beide Supermärkte sind nur in größeren Städten wie Reykjavik, Selfoss, Borganes und Akureyri zu finden. Manchmal sind kleinere Filialen auch in den Zentren der Regionen zu finden. In Stykkishólmur beispielsweise findet sich ein Bónus der in Größe und Warenumfang jedoch nicht mit den riesigen Geschäften in den Randbezirken von Reykjavik vergleichbar ist. Wir haben daher immer ein Auge darauf gehabt wo der nächste Discounter zu finden ist und haben uns quasi immer versorgt, auch wenn die Packtasche noch nicht leer gefuttert waren.

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