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Meine Skiausrüstung für die Vidda

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Eigentlich wollte ich bereits vor meiner Tour auf der Hardangervidda einige Zeilen über meine Skiausrüstung schreiben und ein Großteil des Textes war auch bereits fertig. Aber wie so oft beim Bloggen, die passenden Bilder haben gefehlt und die Ski in der Pfalz in die Weinberge zu legen und zu knipsen wirkte dann doch irgendwie albern auf mich. 😉 Nun hole ich das nach und würze das Ganze mit den Erfahrungen und den Bildern die ich bei meiner Überquerung der Hardangervidda sammeln konnte.

Zur Fortbewegung bieten sich in winterlicher Umgebung neben Schneeschuhen natürlich besonders Ski an. Nun bin ich nicht ganz unbedarft was alpine Tourenski angeht, jedoch sind diese zum Strecke machen in flachem, sanften Gelände nur sehr bedingt geeignet. Die Ski und Schuhe sind einfach zu schwer, laufen, durch die über die gesamte Skilänge aufliegenden Felle schlecht, und sind nicht zu guter Letzt unbequem. Also was bleibt? Richtig, das passende Werkzeug für die Aufgabe muss her: Back-Country Langlaufski.

Back-Country Langlaufski

Back-Country (BC) Langlaufski sind etwas breiter als heute handelsübliche Langlaufski. Fast hätte ich geschrieben, etwas breiter als klassische Langlaufski, dabei sind die BC-Langlaufski im Grunde die eigentlichen Klassiker, da diese ausnahmslos für unverspurtes und unpräpariertes Gelände gedacht sind. Da das Einsatzgelände wie beschrieben durchaus auch einmal windverpresst oder vereist sein kann und auch hin und wieder ein kleiner Rutscher vom nächsten Hügel möglich sein muss, haben BC-Langlaufski durchgehende Stahlkanten wie man es von Alpinski kennt.

Fischer E99

Ein sehr weit verbreitetes Modell unter den BC-Langlaufski sind die Fischer E99 und da ich ehrlich gesagt keine Experimente eingehen wollte, habe ich zu eben diesen Ski gegriffen. Etwas schwerer war es passende Schuhe zu finden. Da ich mit niedrigen Temperaturen und Wind, der deftig Schnee verfrachtet, rechnete, wollte ich unbedingt Schuhe mit integrierter Gamasche. Fündig wurde ich bei der norwegischen Marke Alfa mit dem Alfa BC A/P/S GTX. Beim Preis muss man erst mal tief durchatmen, allerdings lässt sich bei einem entsprechenden Set mit Schuhen, Ski und Bindung doch noch einiges sparen. Außerdem kennt man das ja bereits von alpinen Tourenski, dass die Skistiefel teurer sind als der eigentliche Ski.

Ich war auf der Hardangervidda mit dem Fischer E99 unterwegs
Ich war auf der Hardangervidda mit dem Fischer E99 unterwegs

Den Fischer E99 gibt es in zwei Versionen, einer Wax-(Wachs) Version mit zusätzlich fixierbaren Kurzfellen und einer No-Wax-Version. Ich habe mich für die No-Wax-Version entschieden.

Wax-Ski oder No-Wax-Ski?

Aber was bedeutet eigentlich No-Wax-Ski? Das Internet ist ja für vieles gut, aber leider steht darin auch viel gefährliches Halbwissen. Wenn man googelt ob No-Wax-BC-Langlaufski gewachst werden müssen gibt es ziemlich genau zwei Lager. Das Eine sagt „Ja…“, das andere „NEIN! Das ist doch ein No-Wax Ski!“. Zu welchem Lager gehöre ich nun? Ganz klar zu den Ja-Sagern. 😀 Wenn man mit einem Ski gleiten will gehört auf die Lauffläche Heißwachs, so einfach ist das und bei einem klassischen Alpin-(Abfahrts-)Ski für jeden nachzuvollziehen. Nun hat ein Langlaufski anders als der alpine Verwandte neben einer Gleitzone noch eine Steigzone im Bereich unter der Bindung. Bei den No-Wax-Ski ist diese mit Schuppen profiliert. Bei Wax-Ski wird die Steigzone mit einem speziellen Steigwachs behandelt. Das scheint wohl von seiner Festigkeit so beschaffen zu sein, dass auch ein stollender Effekt auf der Schneeoberfläche entsteht. Zu Details fragt mich bitte nicht weiter… Ich weiß nur, dass regelmäßig, je nach Schneebeschaffenheit mehrfach täglich, nachgewachst werden muss. Bei der Wax-Version des E99 kann zusätzlich noch ein Kurzfell im Bereich der Steigzone befestigt werden, was den stollenden Effekt bei Anstiegen verstärkt.

Die Schuppen in der Steigzone der No-Wax-Version des Fischer E99
Die Schuppen in der Steigzone der No-Wax-Version des Fischer E99

Durch die Vorspannung der Langslaufski reduziert sich bei gleichmäßiger Belastung der Ski (man steht auf beiden Füßen) der Druck auf die Steigzone etwas, wodurch der Ski besser auf den Gleitzonen gleitet. Stößt man sich hingegen im klassischen Langlaufschritt mit einem Fuß ab stollt der Ski mit dem man sich abstößt und ermöglicht das Vorankommen mit unmittelbar anschließender Gleitphase. Daher werden Langlaufski auch vornehmlich nach Köpergewicht gekauft und nicht nach Länge.

Aber zurück zu dem Begriff No-Wax,… Dieses No-Wax bedeutet, dass man kein Steigwachs benötigt, was auf mehrtägigen Touren das Materialhandling vereinfacht, da nicht regelmäßig mit Steigwachs nachgewachst werden muss. Zu den genauen Unterschieden zwischen Steig- und Gleitwachs möchte ich auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel verweisen. Ich habe es für die erste größere Tour so gehandhabt, dass ich die Gleitzone meiner No-Wax-Ski mit dem normalen Gleitwachs, das ich auch für meine alpinen Tourenski nutze, heißwachse und die Steigzone mit ihren Schuppen gänzlich unbehandelt lasse.

Warum wählte ich nun No-Wax-Ski?

Warum habe ich nun aber zum No-Wax-Modell des E99 gegriffen und nicht zur Wachsversion mit Kurzfell? Eigentlich hauptsächlich wie oben beschrieben aus Gründen des einfachen Materialhandlings auf Tour. Zwar sollen Wax-Ski angeblich in der Ebene besser gleiten und ein schnelleres Vorankommen ermöglichen, aber ich gehe davon aus, dass ich mit meiner kaum vorhandenen Langlauftechnik, 100%ig fehlender Steigwachserfahrung und der Pulka im Schlepp diese Vorteile nicht nutzen kann.

Weiterhin gefällt mir das Prinzip der Kurzfelle an der Wachsversion des E99 absolut nicht. Sicherlich ist es mit dem Kurzfell unter der Bindung möglich bergauf eine steilere Skispur zu laufen, allerdings spricht meine Erfahrung aus dem alpinen Skitourenbereich absolut gegen die Verwendung eines Fells, das wie es beim E99 befestigt wird. Das Fell wird vor der Bindung durch eine Öffnung im Ski eingehängt und dann mittels seiner wieder abziehbaren Klebefläche auf den Belag unter der Bindung geklebt (daher wird auch oft von Klebefellen gesprochen). Anders als bei alpinen Tourenski wird das Fell aber nicht am Skiende eingehängt sondern hält dort ausschließlich durch die Klebefläche.

Leider habe ich es schon zu oft erleben müssen, dass ein Klebefell bei alpinen Skitourenski nicht mehr richtig am Belag haftet. Meist ist das bedingt durch ein gewisses Alter der Felle oder einfach nur Schnee/Wasser, das auf die Klebefläche gelangt. Oft wirken sich kalte Temperaturen auch negativ auf das Haftvermögen der Klebefelle am Skibelag aus. Bei einem Steigfell das hinten nicht eingehängt ist hat man dann kaum noch eine Chance das Fell auf dem Belag zu halten. Da ich vor habe mehrere Tage mit den Ski unterwegs zu sein, ohne die Möglichkeit die Felle richtig zu trocknen und die Ski auch Tag und Nacht den Elementen ausgesetzt sein wird, griff ich nach der No-Wax-Version mit Schuppen.

Steigfelle auf dem Langlaufski? Jetzt doch?

Auf meiner ersten Testtour im Kleinwalsertal, auf der ich auch meine selbstgebaute Pulka getestet habe, ist mir schnell klar geworden, dass mit einer 30 kg+ Pulka die Schuppen bei Anstiegen rasch an ihre Grenze kommen. Dann muss man recht schnell in den Skatingschritt wechseln und das hat dann zumindest bei mir nichts mehr mit Winterwandern zu tun sondern mit Angriff… 😀

Also kommt man bei Ziehen einer Pulka wohl nicht um Steigfelle drum herum. Allerdings würde ich im Rückblick aus den oben genannten Gründen auch nicht zu einem Ski mit Kurzfell greifen, sondern für längere Touren/Expeditionen zu No-Wax-Ski mit langen Klebefellen die an Skispitze und -ende eingehängt werden können. Eben genau so wie von alpinen Tourenski bekannt und von hunderten Polarabenteurern praktiziert.

Ich habe für meine Winterüberquerung der Hardangervidda von der Firma Contour Skins klassische Klebefelle gestellt bekommen. Diese haben eine Breite von 45 mm. Bei meiner Skilänge von 210 cm gibt das eine riesige Steigfläche und so war es auch kein Wunder das ich bereits am ersten Tag beim längsten Anstieg der Tour problemlos bergan gehen konnte. Zumindest was die Traktion anging. 😉

Erfahrungen und Fazit

Ich war im März 2019 mit dem Fischer E99 als No-Wax-Version und Pulka auf der Hardangervidda unterwegs. Bei 85 kg Körpergewicht (ohne Ausrüstung) habe ich den Ski in einer Länge von 210 cm verwendet. Müsste ich mich noch einmal für einen Ski entscheiden würde ich wohl wieder den E99 jedoch eine Nummer kürzer wählen. Für die steilen Anstiege, insbesondere an Tag 1, habe ich Klebefelle über die gesamte Länge des Skis verwendet. Damit war das Steigverhalten erwartungsgemäß hervorragend. Sobald ich die Felle jedoch in flacherem Gelände entfernt hatte, haben sich die Vorteile eines Langlaufskis gegenüber einem alpinen Tourenskis auf einer solchen Tour deutlich gezeigt. Der Ski läuft sehr leicht sobald man den Fuß anhebt und gleitet mühelos durch den Pulverschnee. Nordisches Skifahren vom Feinsten!

Das Steigverhalten des Skis nur mit den Schuppen ist erwartungsgemäß um einiges schlechter als mit den Klebefellen. Auf bereits getretener Spur bekommt man nahezu kaum Halt. Wenn z.B. eine feste Ski-Doo Spur vorhanden war musste ich bei Anstiegen oft in den unverspurten Schnee wechseln, da hier die Schuppen erstaunlich gut Halt finden.

Darüber hinaus war ich einen Tourentag mit jemand unterwegs, der Wachs-Ski verwendet hat. Ohne genau das Wachs zu kennen zeigte sich, dass die Schuppen in der Steigung besseren Halt finden. In der Ebene hatte ich den Eindruck, dass die Wachs-Ski minimal einfacher laufen. Das kann jedoch auch zu wenig Steigwachs oder einfach besserer Skitechnik des Fahrers liegen. 😉

Ich würde jederzeit wieder den Ski wählen und auch wieder zur No-Wax-Version greifen. Das ich mir keine Gedanken über das Steigwachs auf Tour machen musste fand ich sehr angenehm. Mal schauen wie das so in Zukunft ist. 😉

Nach dem Telemediengesetz (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 TMG) muss ich diesen Post als Werbung kennzeichnen, da ich einen im Artikel genannten und empfohlenen Gegenstand kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen habe.

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