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Unterwegs im Untergrund: Ehemaliger NATO Bunker Kindsbach

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Nicht erst seit meiner Radtour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist das Thema Kalter Krieg für mich hoch interessant. Ich verschlinge geradezu jedes Material das ich dazu in die Finger bekomme. All diejenigen, die in den letzten Jahren wieder verstärkt anfangen in der internationalen Politik zu zündeln sollten sich das auch mal zu Herzen nehmen…

So war es auch kein Wunder, dass ich ohne überlegen zu müssen sofort zusagte, als ich kurzfristig die Möglichkeit bekam die Bunkeranlage bei Kindsbach in Rheinland-Pfalz, unweit der Airbase Ramstein zu besichtigen.

Der Kindsbacher Bunker hat viele Namen

Der Kindsbacher Bunker hat viele Namen: NATO-Bunker, NATO-HQ, Kindsbach Underground Facility, Kindsbach Cave oder einfach US-Kommandobunker… aber irgendwie sind alle die ich bis jetzt genannt habe nicht wirklich korrekt. Im Grunde hatte der Kindsbacher Bunker im Laufe seiner Geschichte oft den Namen wechseln müssen, eben je nach dem wer gerade der Hausherr war. 😉

Ursprünglich gebaut wurde die Anlage in den 30er Jahren nach Enteignung der Grundbesitzer von der Wehrmacht. In den ersten Monaten nach Fertigstellung lagerte sie darin Munition für Fla-Kanonen. Gegen Ende des 2. Weltkrieges zog angeblich noch ein „Korps-Gefechtsstand“ ein. Zumindest soweit die Infos von einer alten Lagekarte die ich im Bunker gesehen habe. Darüber hinaus wurden Teile der Anlage als Luftschutzraum für die Zivilbevölkerung von Kindsbach genutzt.

Nach Kriegsende wurde der Bunker von der französische Armee besetzt und sollte eigentlich gesprengt werden, was aber aus verschiedenen Gründen nicht in die Tat umgesetzt wurde. Mit dem Ausbau der Airbase Ramstein ging die Nutzung des Bunkers in die Hände der US Armee über. Diese erweiterte die Räumlichkeiten und nutze sie als Führungsstelle für ihren nahen Luftwaffenstützpunkt.

Um die 1970er Jahre wandelte sich die Nutzung von der direkten Anbindung an die Airbase hin zu einer Führungsstelle für die Luftverteidigung im Bereich der CENTAG (NATO’s Central Army Group). Vereinfacht lässt sich die CENTAG als Organisation beschreiben, die im Kriegsfalle alle Einheiten der NATO im Bereich Mittel- und Süddeutschland geführt hätte. Von der Kindsbacher Anlage wurde für diesen Bereich die Verteidigung des Luftraums organisiert und kommandiert. Die Organisation die in Kindsbach ihr Zentrum hatte nannte sich 4th ATAF, was für Fourth Allied Tactical Air Force steht. Daher ist genau genommen auch der Ausdruck US-Kommandobunker nicht ganz korrekt, da Soldaten aller NATO-Partner anwesend waren. So war z.B. von 1974-1981 der deutsche Generalmajor Carl-Heinz Antonius Greve Kommandant der 4th ATAF.

Im Laufe der 80er Jahre wurden aus Platzmangel mehr und mehr Aufgaben aus Kindsbach abgezogen und in die Arius-Bunker genannte Anlage nach Ruppertsweiler verlegt. Mit Ende des Kalten Krieges Anfang der 90er Jahre wurde die Anlage endgültig aufgegeben, teilweise entkernt und an die Erben des ursprünglichen Grundbesitzers zurück gegeben.

Für weitere Infos zum Aufbau und der Organisation der Luftabwehr im westdeutschen Raum möchte ich gerne auf die informative Seite der Bundeswehr „Luftraumüberwachung und -verteidigung im Kalten Krieg“ verweisen.

Aufbau und Grundriss der Anlage

Die Anlage ist vom Grundriss recht simpel aufgebaut, auch wenn man dazu neigt sich am Anfang schnell darin zu verlaufen. 😉 Einen guten Lageplan findet man auf der Unterseite der 4th ATAF auf usarmygermany.com. Dort gibt es auch noch weitere sehr interessante Infos von ehemaligen Soldaten zu der Nutzung der Anlage.

Drei Längsstollen mit großem Querschnitt sind durch fünf vom Querschnitt deutlich kleiner angelegte Querstollen verbunden. In die Längsstollen sind entlang einer Seite Räume durch Leichtbauwände eingezogen. Im Zuge der Erweiterung des Bunkers durch die US-Armee wurde ein großer dreistöckiger Raum zwischen zwei Längstollen angelegt, in dem das Lagezentrum eingerichtet wurde (mehr dazu siehe auch unter dem zuvor genannten Link).

Zugang zur Anlage war über vier Eingangsstollen möglich, von denen einer als Haupteingang ausgelegt ist und drei als Notausgänge dienten. Der heutige Zutritt ist nur noch über einen der Notausgänge möglich. Alle anderen Ausgänge wurden versiegelt.

Bilder!

Natürlich habe ich bei der Besichtigung der Anlage auch reichlich Fotos gemacht. Der Bunker war gänzlich unbeleuchtet, so dass wir nur mit Taschenlampen und Blitz beleuchten konnten. Daher war es nicht nur seitens der Anlage sehr interessant sondern auch zum Fotografieren eine gute Übung… 🙂

Solltet Ihr Interesse an einer Führung durch den Bunker haben findet Ihr hier weiter Infos.

6 Responses

  1. Lutz
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    Hi Nico,
    wie immer ein gut aufbereiteter Bericht mit vielen historischen Details und interessanten Fotos der Anlage.
    Nur Lob…..

  2. Bene
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    Hey Nico, da hast du ja eine lehrreiche Tour gehabt. Ich hoffe du hast dir in der beengten Umgebung nicht den Kopf gestoßen oder bist auf selbigen gefallen.

    Sehr interessanter und atmosphärischer Bericht!

    • nico
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      Hey Bene!
      Ich kann Dich beruhigen… alles noch ganz in der Denkzentrale… Bin ja nicht auf den Kopf gefallen… 😀
      Bis bald (in den Bergen)!

      nico

  3. Arno
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    Interessante Fakten, anschaulich und gut mit den Fotos illustriert!

    • nico
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      Hallo Arno!
      Danke für Dein Lob! Da macht das Teilen von Bildern doch gleich doppelt Spass! 😉
      Grüße!

      nico

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