Ich nehme das Fazit der Tour vorweg damit es nicht im Bericht gänzlich untergeht: Kurze Klettersteighandschuhe taugen nichts! Dazu dann an geeigneter Stelle mehr.
Via Ferrata soll es auf die Köllenspitze gehen! Nachdem ich vor einigen Wochen bereits die Lachenspitze über einen Klettersteig der Kategorie D bestiegen habe, wollte ich mich eigentlich von solchen Unternehmungen fern halten. Irgendwie erschließt sich mir der Sinn solcher schweren Steige nicht?! Oft möchte man vom Stahlseil wegklettern, weil eine reizvolle freie Kletterei winkt. Ist man jedoch alleine unterwegs bleibt einem nichts übrig als sich an diesen „Blitzableitern“ hinauf zu liften.
So, genug gemotzt, los geht’s! Über das mir aus früheren Unternehmungen bereits bekannte Gimpelhaus ging es bis zur Nesselwängler Scharte.
Von dort führte mich mein Zustieg zum Einstieg des Klettersteigs. Zuerst hatte ich die Befürchtung ich sei am Einstieg vorbei gestolpert, wurde dann aber von dem Gestöhne über mir eines Besseren belehrt. Da hatte einer so richtig zu kämpfen um das Seil hinauf zu rutschen. Das kann ja heiter werden! 😮 Übrigens war das der Einzige an diesem Tag den ich im Steig antraf.
Auf etwa 1900 m drückte ich mir ein halbes Energiegel in den Kopf und legte das Klettersteigset an. Meine Topo von bergsteigen.com habe dabei gleich mal verloren. Naja, es geht ja immer das Seil lang…
Wie bei Klettersteigen üblich wartet am Anfang immer eine Schlüsselstelle um den Alpinista so richtig das Fürchten zu lehren und um ein gar zu leichtsinniges Einsteigen in den Steig zu verhindert. Da im Internet sogar zu Kletterschuhen geraten wird hatte ich auch diese im Gepäck, was soll also schief gehen?! 😮 Ich versuchte es aber erst einmal mit Bergstiefeln. Meine Erfahrung sagt mir außerdem, dass es mir im Laufe eines Klettersteigs einfacher fällt. Man bekommt immer etwas Routine mit den Karabinern und „steigt sich warm“. So wuchtete ich mich die ersten Meter empor und suchte hier und da kleine Tritte, Griffe oder wand einfach mal die brachiale Methode mit Piazen am Seil und Antreten auf Reibung an.
Durch die fast Senkrechte der Wand gewinnt man schnell an Höhe und es bieten sich so schon bald luftige Tiefblicke!
Zwischen den anspruchsvollen D-Stellen des Steigs legt sich das Gelände immer etwas zurück und die A/B-Stellen bieten etwas Entspannung für Arme und Kopf. So geht es Zug um Zug hinauf. Die C-Stellen machen dann so richtig Laune, wenn man auf einmal merkt wie einfach sie im Vergleich doch sind. Tritte und Griffe, dann wie auf einer Leiter, bieten zum Spielen mit dem Fels ein. 🙂
Insgesamt 9 D-Stellen gilt es bis zum Gipfel zu bewältigen, wobei die finale Gipfelwand die größte Herausforderung darstellen soll, nicht nur weil dann die Arme und Hände schon im Aggregatzustand „Pudding“ sind. Kurz vor dieser Herausforderung gibt es eine Rastbank auf einem breiten Grasband. Ein Stahlseil zweigt an dieser Stelle vom Steig ab und führt direkt dort hin. Ich kann nur empfehlen: NUTZT DIESE RAST! Nicht nur als Pause, sondern als reine Genussstelle mit einer herrlichen Aussicht. Einen kurzen Moment denkt man nicht an die noch ausstehenden Strapazen der Schlüsselstelle.
Das restliche Energiegel im Kopf später klicken wieder die Karabiner und es geht weiter. (Die Knipse habe ich während der Rast in den Rucksack verpackt, daher gibt’s leider keine Bilder der Schlusswand.) Die Wand ist nochmal ein bisschen glatter, steiler, schwerer, anstrengender, (hier beliebig viele Schreckenswörter einfügen) als der restliche Steig.
Aber es geht! Beherzt zugreifen, nicht lange verweilen um die Kräfte zu schonen und hinauf! Und plötzlich endet das Stahlseil und er ist da, der Gipfel! Ich war schon ein bisschen stolz auf mich! 🙂 Dass ich alle Finger voller Blasen hatte war hier bereits vergessen (Leute! Ich brauche langfingrige Klettersteighandschuhe 😉 )!
Dass der Gipfel mir alleine gehörte war das Tüpfelchen auf dem i dieser Bergfahrt! Ganz nach dem Motto: Alleine am Gipfel, des Bergsteigers Traum!
Bei Kaiserwetter machte ich eine ausgiebige Rast und verputzte sämtliche Stullen und Kaminwurzen die ich im Rucksack hatte. Das obligatorische Gipfelsnickers fehlte natürlich auch nicht.
Anschließend ging es an den Abstieg. Kletterstellen bis zum II. Grad und auch eine kurze drahtseilversicherte Stelle erwarteten mich. Hat man den Steig bezwungen, behält die Konzentration und einen klaren Kopf, ist dies aber alles kein Problem mehr und Teil des Genussprogramms!
Von der Nesselwängler Scharte ging es über einen kleinen Umweg umfassend nach Osten (416/417) über die Tannheimer Hütte zum Gimpelhaus. Bei einem Weizen und Holunderschorle wurde die Tour im Stillen gefeiert. Der Abstieg hinunter nach Nesselwängle ist da nicht mehr der Rede wert…
Noch ein paar persönliche Anmerkungen zum Schluss:
Der Steig ist wirklich nichts für Anfänger! Im Internet wird diskutiert ob der Steig nicht eher als D/E als D einzustufen ist (hier mehr Infos zu den Schwierigkeitsgraden). Der Klettersteiggeher muss gegenüber dem Steig zur Lachenspitze (auch als D eingestuft) definitiv noch mal eine Schippe drauflegen! Die D-Stellen sind zahlreicher, schwerer und deutlich länger als an der Lachenspitze. Bitte daran denken, vor allem wenn man die Tour aus dem Tal startet und erst einmal 800 hm Zustieg zu bewältigen hat.
Davon, dass der Steig nicht zu unterschätzen ist zeugt auch der Eintrag im Gipfelbuch vom Vortag meiner Tour in der von einer Helibergung aus dem Steig berichtet wird. Und wenn ich es so recht betrachte, wir beobachteten Gleiches während der Mehrseillängentour an der SO-Wand des Gimpels! Also Berg heil! 🙂
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.