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Seminar „Pflanzliche Notnahrung“ mit Joe Vogel

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Sich draußen von dem zu ernähren was einem die Natur bietet? Wie schwer kann das schon sein? Richtig schwer… sau schwer um genau zu sein! Aus diesem Grund habe ich und ein Freund Mitte Dezember das Seminar „Pflanzliche Notnahrung“ bei Joe Vogel besucht. Jahreszeitbedingt handelte es sich dabei um ein Winterspezial, was das Kursniveau nochmals anheben sollte, da im Winter eine Bestimmung der Pflanzen anhand von Früchten und Blüten nahezu unmöglich ist.

Seminarinhalte

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Theorieunterricht im grünen Klassenzimmer

Das Seminar umfasst folgende Themengebiete, die im Laufe des fast 12 stündigen Programms erarbeitet werden:

  • Pflanzenbestimmung
  • Giftpflanzenkunde
  • Sichere Zubereitung
  • Wildgemüse
  • Energiekunde
  • Habitatslehre

Die Inhalte werden abwechselnd in der Theorie am Lagerfeuer und auf kleinen Exkursionen in der näheren Umgebung vertieft. Schwerpunkt ist hierbei die Bestimmung der Pflanzen anhand vegetativer Merkmale, also Wuchsform, Blattstellung, Blattform, Blattrand und Behaarung. Anders als im Sommer ist die Bestimmung anhand generativer Merkmale wie Blüten und Früchte im Winter nahezu nicht möglich.

Schnell wird klar, dass man den Stoff keinesfalls unterschätzen darf. Er ist sehr umfangreich und Joe hält daher die Teilnehmer immer wieder an sich Notizen zu machen.

Der „botanische Blick“

Pflanzen werden auf kleinen Exkursionen bestimmt
Viele heimische Pflanzen werden auf kleinen Exkursionen bestimmt und gesammelt

Anspruch des Seminars ist es jedoch nicht ein Botanikstudium in einen Tag zu packen, sondern den „botanischen Blick“ zu schulen. Das bedeutet man wird sich anschließend mit einer ganz anderen Aufmerksamkeit durch die Natur bewegen. Auf einmal sieht man überall mehr oder weniger bekannte Pflanzen und versucht automatisch immer wieder die zugehörigen Familien zu bestimmen.

Das heißt man soll nicht einfach nur Pflanzen auswendig lernen sondern verstehen sie anhand ihrer vegetativen Merkmale in ihre Familien einzuordnen. Merken muss man sich dann nur noch ob diese Familie hauptsächlich essbar oder giftig ist.

Joe: Nicht nur lernen „was“ sondern auch „warum“…

Hierbei sind vor allem zweijährige Pflanzen interessant, da diese meist einfach zu finden und zu bestimmen sind. Darüber hinaus bilden sie im ersten Jahr große Speichermedien in Form von Wurzeln oder Knollen, die hervorragend zur Ernährung im Notfall genutzt werden können.

Ernährung im Notfall

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Joe steht Rede und Antwort bei der abendlichen Fragerunde am Lagerfeuer

Darüber hinaus werden am Lagerfeuer Grundlagen zur pflanzlichen Ernährung im Notfall erörtert. Dabei ist ausreichend Zeit um Fragen an den Fachmann zu stellen. Eine super Gelegenheit um mit seinem eigenen gefährlichen Halbwissen aufzuräumen.

Joe: Ernährung im Notfall bedeutet Energie sammeln und nicht hier und da Knuspern.

Daher ist die Ernährung vor allem im Winter ein Fulltimejob, da das Angebot an pflanzlichen Nahrungsbestandteilen begrenzt ist.

Ist man tagsüber unterwegs werden kontinuierlich Pflanzenbestandteile gesammelt die der Ernährung dienen. Ganz wie bei Zunder, der nicht aufbereitet wird wenn man ihn braucht, sondern wenn man ihn unterwegs findet. 😉 Eine aktive Suche nach bestimmten Pflanzen nachdem das Lager errichtet ist sollte man also nicht unternehmen.

Frisches Bannock am Abend

Mit Bärlauchwurzeln verfeinerter Bannockfladen. Einfach genial lecker!
Mit Bärlauchwurzeln verfeinerter Bannockfladen. Einfach genial lecker!

Während der Fragerunde wurde Bannock, ein sehr einfaches aber leckeres Brot aus Weizenmehl, etwas Salz und Wasser, das direkt in der Glut des Lagerfeuers ausgebacken wird, zubereitet. Verfeinert haben wir die Fladen mit den über Tag gesammelten Pflanzenbestandteilen.

Vor allem die klein geschnitten Wurzeln des Bärlauchs waren für mich der Hit. So haben wir mit einfachsten Mitteln ein leckeres Knoblauchbrot gezaubert. Aber auch die eingekneteten Vitamin C reichen Hagebutten, die man im Dezember noch vereinzelt an Rosen finden kann, waren nicht übel. Nur die Kerne sollte man bei der Zubereitung entfernen.

Fazit

Für mich war der Kurs sehr lehrreich und die Seminargebühr von 129 € dem Programm angemessen. Der Stoff war extrem umfangreich und wurde von Joe professionell vorgetragen. Hier merkt man, dass er das Seminar nicht zum ersten Mal gehalten hat.

Ich persönlich musste mir reichliche Notizen machen, da das Tempo des Seminars sehr hoch ist. Zu Hause habe ich meine Notizen zusammen mit dem Buch „Pflanzliche Notnahrung“ nachbereitet. Ich finde nur so habe ich das Maximum aus dem Kurs mitnehmen können. Und wie sagt Joe so schön…

Botanik ist ein Arschloch!

…und daher heißt es üben, üben und nochmals üben! Ich werde auf jeden Fall ab sofort mit offeneren Augen in Wald und Flur unterwegs sein und bestimmt das ein oder andere Würzelchen sammeln. 😀

Mehr Infos zu den Seminaren und jede Menge Zusatzinformationen findet Ihr auf der Homepage von Joe Vogel unter Vivalranger.com.

Und hier noch ein paar Bilder des Tages…

 

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