Schon lange im Voraus stand die Kalenderwoche fest in der ich mit meinem Kletter-/Promotions- und Skitourenkumpel Frank in die Alpen zum Bergsteigen fahren wollte. Der Wetterbericht, ein schmerzender Rücken und nicht zu letzt auch ein vor kurzem gebrochener kleiner Zeh ließen den Termin dann so kräftig wackeln, dass wir ihn erst gar nicht versucht haben aufzufangen und ihn stattdessen 2 Wochen später erneut ansetzten. Und siehe da… besser hätten wir es nicht entscheiden können. Das Wetter und die Temperaturen waren einfach ein Traum!
Als Ziel hatten wir uns eigentlich den Furkapass rausgeguckt. Stau vor dem Gotthard-Tunnel ließen uns dann aber noch einen kurzen Stopover auf dem Grimselpass einlegen. Hat sich gelohnt, ich sag nur „Fliegender Teppich“…
Eine Nacht auf der Sidelenhütte
Okay… aber eigentlich sollte es in diesem Bericht ja über den Galenstock gehen. Frank hatte eine kombinierte Hochtour über den Südostgrat herausgesucht. Klettern in Bergstiefeln bis 4c. Mal schauen was das gibt. Bin ich doch in Kletterschuhen bei 5c schon recht wackelig unterwegs. 😀 Um uns die erste Stunde Zustieg direkt vom Pass zu sparen verbrachten wir eine Nacht in der gemütlichen und recht überschaubaren Sidelenhütte. Wir hatten das Hanniballager für uns alleine. Wie passend. Haben wir doch dem Hannibalturm noch am Zustiegtag einen Besuch abgestattet und in Hanicity vergeblich auf den Bus gewartet. Ansonsten bleibt nur zu sagen, das Essen war mega lecker und das Hüttenteam super nett!
Erstes Zwischenziel: Obere Bielenlücke
Um 06:00 Uhr machten wir uns nach dem Frühstück (boah… ich bekomm in der „Höhe“ echt kaum etwas runter gewürgt), zu zugegebenermaßen humaner Uhrzeit auf den Weg. Die ersten 45 Minuten noch mit Stirnlampe, aber schon bald „küssten“ die ersten Sonnenstrahlen des hereinbrechenden Tages die umliegenden Felsspitzen. Das erste Zwischenziel war die obere Bielenlücke.
Diese erreichten wir zuerst über Schutt- und Blockgelände und dann noch über ein kurzes Stück über den Sidelengletscher. Der Aufschwung hinauf zur oberen Bielenlücke ist mit einem super eingerichteten Klettersteig gut zu überwinden. Hier hieß es das erste Mal am Morgen etwas Luft unter den Hintern zu bringen.
An der oberen Bielenlücke angekommen begrüßten uns die Sonne und ziemlich beeindruckende Wolkenformationen im Osten. Wie war das noch? War nicht super Wetter gemeldet? So viel vorneweg: Die Wolken blieben im Osten und wir haben unseren Sonnenbrand weg bekommen. 😉
Wenige Meter später standen wir am Einstieg der ersten Seillänge des Südostgrates. Nach einer kurzen Pause stieg Frank los. Klettern im 3. Grat in schweren Bergstiefeln, na das klappt doch ganz passabel. Mal schauen wie die Schlüsselstelle mit 4c wird. Einige Seillängen später, die teilweise sehr exponiert direkt an der Gratkante verliefen und einen tollen Blick in das Becken des Sidelengletschers boten, war ich doch recht zuversichtlich für die Schlüsselstelle. Klappte das Klettern mit den klobigen Stiefeln doch erstaunlich gut.
Die Schlüsselstelle besteht aus einer Platte und einem anschließenden kurzen Aufschwung bei dem man ziemlich beknackt (meine Meinung!) auf Reibung antreten muss. Boah… hier war ich aber froh das Frank die ganze Tour die Führung übernommen hat und souverän hochgestiegen ist. Aber es half ja nix, ich musste auch dem Seil nach und da irgendwie hoch. Also mittlere und lange Prusik raus, im Bohrhaken (die ganze Route ist doch sehr plaisir eingerichtet) eingehängt und A0 hochgemogelt. Irgendwie war ich davon doch recht angefressen und man munkelt ich hätte auch ein bisschen gejammert, dass mir die Stelle zu schwer gefallen ist frei zu klettern… 😮
Wenig später packten wir eines der Halbseile weg und Frank ging am kurzen gleitenden Seil voraus. So ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt wurden wir von einer schweizer Bergführerin nebst Kundin quasi stehen gelassen. Oh man… wir „großen Flachlandalpinisten“ sehen neben dieser Routine und dem Tempo echt alt aus. 😀 Aber ist ja auch egal. Meiner Meinung nach ist die Definition von Alpinismus abhängig von dem Können des Einzelnen und für mich war die ganze Tour definitiv eine Herausforderung!
Über verblocktes „Gehgelände“, das teilweise aus recht wackeligem Schutt bestand, ging es die letzten Höhenmeter hinauf bis wir circa 100hm unter dem Gipfel auf das annoncierte Firnfeld trafen.
Seilfrei aber mit Steigeisen und Pickel stiegen wir auch diese verbleibenden 100hm hinauf zum Gipfel. Dort trafen wir auch auf das Bergführerduo die uns herzlich zu unserem Gipfelerfolg beglückwünschten. Nachdem wir uns am Gipfelpanorama satt gesehen hatten stiegen wir wieder zu unseren Rucksäcken am Rande des Firnfelds ab um dort eine ausgiebige Pause einzulegen.
Retour über die Abseilpiste
Anschließend ging es über den Galengrat stetig Höhe abbauend in Richtung einer Abseilpiste, die uns wieder in das Becken das Sidelengletschers bringen würde.
Vom Galensattel seilt man mehrere Seillängen ab. Teilweise sind die Stände in senkrechten Wänden mit Trittbrettern versehen. Sehr komfortabel… 😀
Ein Hatscher über Felsen und den Sidelengletscher brachten uns wieder zur Sidelenhütte wo wir mit Kaffee und Rivella anstießen. Der abschließende Abstieg zum Furkapass war dann eigentlich nur noch Formsache.
Und das Fazit? Die Besteigung des Galenstock über den Südostgrat war eine sehr lehrreiche und sehr abwechslungsreiche Hochtour die mich besonders beim Klettern in Bergstiefeln bis an meine Grenzen führte. Und auch wenn ich am Ende Tour behauptet hätte „Sowas mach ich nieeeee wieder!“,… das war nicht die letzte Grattour. 😉
Wiesel
Hi Nico,
toller Bericht und super Bilder. Krasse Tour. Wäre mir etwas zu viel Luft unter dem Fuß 🙂
Mit laufenden Grüßen Wiesel
nico
Hi Wiesel!
Vielen Dank für das Lob! Das hört man natürlich gerne. 🙂
Ja, dass mit der vielen Luft unter den Füßen war als ich begonnen habe zu Klettern echt eine Gewöhnungssache. 😉
Dir weiterhin viel Erfolg bei Deinen Läufen. Ich verfolge die Bilder immer sehr interessiert auf Facebook. 😉
Grüße!
nico