Tag 4 unseres Skitourentrips in Nordisland: Für heute haben wir uns eine Überschreitung des Berges Rauðhyrna vorgenommen. Starten werden wir im Tal der Ólafsfjarðará entlang der „Moutain Road“ 82. Durch das kleine Seitental Hólsdalur steigen wir in einen Kessel am Fuße des Karlsstaðahnjúkur auf. Von dort geht es über einen Geländerücken hinauf zur Rauðhyrna. Die Abfahrt soll durch das Upsadalur erfolgen und uns möglichst nahe auf Ski an Dalvik heran tragen. Für alle Fälle wandern heute zusätzlich normale Schuhe in den Rucksack. Von Dalvik möchten wir mit dem Bus wieder Retour nach Ólafsfjörður fahren. Soweit der Plan, natürlich kam es anders.
Überquerung der Ólafsfjarðará
Eine Parkmöglichkeit entlang der Piste 82 ist schnell gefunden und auch die Ski mit der Routine der letzten Tage schnell mit Fellen bezogen. Bereits am ersten Tourentag haben wir uns im Tal der Ólafsfjarðará umgesehen und eine etwas gebastelte Furt über den Fluss entdeckt. Schnurstraks stiefeln wir also auf diese Furt zu um feststellen zu müssen, dass von der recht wackeligen Leiterkonstruktion nichts mehr zu sehen ist. So ein Mist! Nachdem wir einige Zeit damit verbracht haben Fluss auf- und abwärts nach einer anderen Furt, bei der wir von Stein zu Stein balancieren können, zu finden geben wir fast schon entnervt auf. An einer kleinen Holzhütte entdeckten wir aber durch Zufall die Leiter mit der wir es dann doch noch über den Fluss schaffen.
Da wir befürchten, dass der Wasserstand über den Tag ansteigen wird und so die Leiter weggeschwemmt werden könnte, komme ich noch auf die geniale Idee die Leiter auf die andere Seite des Flusses werfen zu wollen. Wir wollen die Leiter natürlich nach der Tour zurücklegen und nicht den Fluten überlassen. Zum Glück trete ich in meiner Hast sauber in den Fluss und habe dann dank halb nassem Fuß keine Lust mehr und wir lassen die Leiter wo sie ist.
Endlich können wir die Ski anschnallen und aus dem schattigen Tal in Richtung Hólsdalur aufsteigen. Trotz erster Sonnenstrahlen bläst uns der eisige Wind kalt ins Gesicht.
Wolkensuppe auf der Ostseite der Rauðhyrna
Nach einer kurzen Rast im Windschatten des folgenden Geländerückens nehmen wir die letzten Höhenmeter hinauf zur Rauðhyrna in Angriff. Auf dem Geländerücken pfeift der Wind noch einmal eine Klasse stärker und eisiger. An der Hardshell werden daraufhin alle Reisverschlüsse bis an den Anschlag zugezogen. Am letzten Geländeaufschwung verursachen wir auch unsere ersten Risse in der isländischen Schneedecke. Vom Wind verpresster Schnee auf einer vereisten Unterlage reagiert halt doch überall auf der Welt gleich…
Auf dem Gipfel angekommen finden wir uns in Mitten eines Halo wieder. Ein Lichteffekt der durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entsteht. Das habe ich so noch nie erlebt und bin verständlicherweise begeistert! 😉
Leider ist der Blick vom Gipfel in Richtung Dalvik ernüchternd, eine einzige Wolkensuppe. Die Sichtweite beträgt kaum 20 Meter. Wir beschließen dem Wind zu trotzen und einige Minuten eine eisige Gipfelrast einzulegen. Hier treffen wir auch wieder auf eine Windfahne (deren Fähnchen aber bereits weggeblasen wurde) die wir den Heliskiveranstaltern zuschreiben, die wohl auch diesen Gipfel mit einem Hubschrauber anfliegen und so für die Landung einen Indikator für die herrschende Windrichtung haben. Übrigens haben wir in unserer Skitourenwoche, trotz größtenteils super Wetter, nur sehr wenige Hubschrauber gesehen und diese waren auch immer weit von unserem Skitourengebiet entfernt unterwegs. Wieder etwas das für die von uns gewählte Reisezeit spricht. 😉
Leider greift heute der isländische Spruch „Wenn Ihnen das Wetter nicht gefällt warten sie eine Viertelstunde“ nicht und die Ostseite der Rauðhyrna denkt nicht daran aufzuklaren. So wird das heute nichts mit der Überschreitung. Auf im Nebel stochern haben wir nämlich gar keine Lust. So fellen wir ab und machen uns etwas enttäuscht entlang der Aufstiegsspur wieder in Richtung Hólsdalur auf den Weg.
Großartige Abfahrt in Richtung Hólsdalur
Die Abfahrt bei bester Sicht und zunehmend angenehmeren Temperaturen entschädigt uns aber vollkommen. Besser hätte es hinunter nach Dalvik unmöglich sein können. 😉 Der Blick zurück zeigt super wie die Wolken am Gipfel der Rauðhyrna zerblasen werden und der Westseite eine hervorragende Sicht beschert.
Ein kurzer Besuch auf der Hólshyrna
Da wir für heute aber noch nicht satt sind, und der Wetterbericht für die kommenden zwei Tage eine deutliche Wetterverschlechterung vorhersagt, fellen wir im Talkessel am Ende des Hólsdalur erneut an und steigen in Richtung Nordosten auf den Rücken der Hólshyrna auf. Stellenweise macht uns hier die eisige Unterlage zu schaffen, so dass wir für die letzten Höhenmeter die Ski auf die Schulter nehmen und in die Felsen wechseln.
Verrückter Weise herrscht dort nahezu Windstille und wir genießen den tollen Blick nach Norden ich Richtung Olafsfjörður. Im Süden können wir den Gipfel der Rauðhyrna erkennen, auf dem wir noch vor kurzem standen.
Die zusätzlichen 300 hm Aufstieg sind für eine um so längere Abfahrt gut investiert. An der Ólafsfjarðará angelangt macht sich dann mein Ausrutscher von heute Morgen bezahlt. Hätte ich die Leiter wirklich wie beabsichtigt auf die andere Flussseite geworfen, hätten wir nun ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt. Zum Glück liegt sie jedoch noch an Ort und Stelle und so wackeln wir wieder einzeln hinüber.
Die Leiter ist schnell wieder an ihrem Fundort verstaut. Der Hotpot der kleinen Hütte, die übrigens über Airbnb gemietet werden kann, läd dann noch zu einer kleiner abschließenden Erfrischung ein. 😉
Dieser Artikel ist Teil der Reihe „Skitouren auf Island“ – mehr Artikel und Infos zum Skitourengehen auf Island findest Du in der Zusammenfassung!
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