Das Setesdal ist über die Grenzen Norwegens hinweg als skandinavische Eldorado für alle Liebhaber von Granit- und Plattenkletterei bekannt. Während meines Roadtrips im August 2020 bin ich mehr durch Zufall als durch Planung, durch dieses Tal gekommen und wurde mir auch erst dabei über seine Bedeutung bewusst. Da ich solo unterwegs war, war leider an Plattenklettern nicht zu denken. Mir hat schlicht und einfach der Sicherungspartner gefehlt. Da kam es mir jedoch ebenso gelegen, dass ich im Setesdal, unweit des Orts Valle einen Klettersteig entdeckt habe.
Auf 800 Klettermeter sind 450 hm zu überwinden
Auf 850 Klettermetern windet sich die via Valle Ferrata 400 hm empor auf das Nomelandsfjellet. Zu Beginn ist der Klettersteig noch sehr einfach. Auf wunderbar griffigem Granit geht es flache Platten hinauf. Vereinzelte Krampen bieten zusätzliche Sicherheit, sind jedoch an dieser Stelle noch nicht notwendig. Der Blick entlang des Sicherungsseils lässt jedoch auch steile Abschnitte in diesem schon als alpin zu bezeichnenden Klettersteig vermuten. Immerhin ist der Klettersteig als D-Steig klassifiziert. Da muss also noch was kommen!
Zwei Schlüsselstellen im Grad D
Die Hauptschwierigkeiten finden sich an zwei Schlüsselstellen. Dort sind leicht abdrängende Wandabschnitte mit Hilfe von Krampen und den Sicherungsseilen zu überwinden. Technisch sind diese zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, jedoch braucht man einiges an Kraft um sich in den abdrängenden Abschnitten an der Wand zu halten. Bei solchen Abschnitten ist meine Größe von 1,90 m eher hinderlich, denn ein Vorteil. Ich war auf jeden Fall dankbar, dass ich meine Rastschlinge dabei hatte. 😉
19 Minuten O-Ton auf dem Klettersteig
Im folgenden Video mit Originalton möchte ich einen Eindruck von der Route vermitteln.
Im oberen Bereich des Klettersteigs wird man immer wieder mit einer genialen Aussicht über das Setesdal belohnt.
„Gipfelrast“ am Fingredalstjønni
Irgendwann legt sich der Felsen wieder zurück und der Bewuchs nimmt zu. Kurz vor Ende des Steigs verläuft das Sicherungsseil von Baum zu Baum. Oben angekommen bietet sich der Sprung in den See Fingredalstjønni an. Ich habe darauf verzichtet, aber zum Baden bin ich auch so oder so noch ausreichend auf meinem Roadtrip gekommen.
Der Abstieg erfolgt entlang eines sehr gut markierten und ausgetretenen Weg.
Im Tal spukt mich der Pfad unweit des Honnevje badeplass aus. Hier, am Ufer des Flusses Otra, bietet sich eine weitere Pause an bevor es dann etwas langweilig entlang des Riksveien 9 retour zum Parkplatz am Einstieg des Klettersteiges geht.
Alles in allem ein toller Klettersteig, mit dem man sich je nach Tempo sicherlich einen ganzen Tag beschäftigen kann. Der See am Ausstieg des Steigs läd zum Verweilen und bei heißen Sommertagen zu einer Erfrischung ein. Auf jeden Fall Brotzeit einpacken! Den Steig zu gehen, wenn den Wettergöttern der Sinn nach Regen steht, würde ich auf jeden Fall abraten. Wenn die Felsen nass werden ist die Unternehmung sicherlich kein Spaß!
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.