Home » Tourberichte » Circum Kattegat – Teil 1: Auf dem Hærvejen durch Jütland

Circum Kattegat – Teil 1: Auf dem Hærvejen durch Jütland

eingetragen in: Tourberichte 0

Das Kattegat ist ein, laut Wikipedia schwierig zu befahrendes Seegebiet zwischen Jütland und der schwedischen Westküste. Wie durch ein Zufall heißt auch mein Reiserad der Marke Norwid „Kattegat“, was liegt also näher als das Kattegat mit selbigem zu umrunden? 😉

Circum Kattegat – Mit dem Rad einmal um den Kattegat

Da bei mir gerade auch ein Jobwechsel anstand habe ich die Chance genutzt diese Tour ohne großen Zeitdruck zu realisieren. Die Route war schnell geplant: Mit dem Zug nach Flensburg, von dort auf dem Hærvejen, dem „Heerweg“ durch Jütland bis zum Fährhafen Hirtshals an der Nordspitze. Dort würde mich eine Fähre aufnehmen und nach Bergen in Norwegen bringen. Von Bergen geht es dann auf der Radroute #4, unter anderem auf dem Rallarvegen, über die Hardangervidda bis zum Oslofjord. Von dort möchte ich dann entlang der schwedischen Westküste nach Göteborg fahren wo ich meine Tour beenden werde. Dazu dann aber in den folgenden Berichten mehr… 🙂

Der Hærvejen in Jütland

Der Hærvejen zieht sich von Viborg in Dänemark bis nach Wedel in Schleswig-Holstein. Er war für einige Jahrhunderte sehr bedeutend für den Viehtrieb. Daher ist er in Deutschland vor allem unter dem Namen Ochsenweg bekannt. Teilweise verlaufen auf seiner Trasse noch heute wichtige Straßenverbindungen. Bedeutsam im Ganzen ist er aber eigentlich nur noch als Radfernweg und Pilgerroute. Da die Route immer im Zentrum von Jütland verläuft ist er im Vergleich zu den Küstenradwegen einigermaßen windgeschützt. In Verbindung mit dem flachen Profil ist er also wie gemacht um Dänemark mit dem Rad rasch zu durchqueren.

Los geht’s in Flensburg

Nach einer, wie gewöhnlich recht stressiger Anreise mit der DB (die Bahn scheint es im Fernverkehr mit den Fahrrädern einfach nicht zu kapieren…), spuckt mich die Regionalbahn gegen 18 Uhr am Hauptbahnhof von Flensburg aus. Heute werde ich nicht mehr weit fahren. Am alten Hafen vorbei geht es in Richtung der deutsch-dänischen Grenze.

Unmittelbar nach der Grenze (an der übrigens stichpunktartig kontrolliert wird) treffe ich auf das erste Schild des Hærvejen.

Die Ausschilderung der Route #3 ist im gesamten Land hervorragend!
Die Ausschilderung der Route #3 ist im gesamten Land hervorragend!

Laut meiner Karte gibt es kurz nach der dänischen Grenze einen Naturlagerplatz bei einem alten Kriegsgefangenenlager des 2. Weltkriegs mit dem Namen Froeslevlejren. Wenn das mal keine Kullisse ist! Übrigens stellte sich im Nachhinein heraus, dass ich den eigentlichen Lagerplatz wohl etwas verpasst habe. Naja… verjagt hat mich niemand. 😉

Mein erstes Camp der Tour im ehemaligen Kriegsgefangenenlager Froeslevlejren.
Mein erstes Camp der Tour im ehemaligen Kriegsgefangenenlager Froeslevlejren.

Erste Zeichen des alten Hærvejen

Am nächsten Tag finden sich erste historische Zeichen des Hærvejen. Über einige sehr alte Steinbrücken geht es in Richtung Norden.

Die Bogenbrücke Povls Bro gilt als die schönste Brücke des Hærvejen.
Die Bogenbrücke Povls Bro gilt als die schönste Brücke des Hærvejen.

An diesem Tag zeigt auch das Wetter was es kann! Immer wieder prasselt Starkregen wie aus Eimern auf mich nieder. Teilweise steht das Wasser 1 cm hoch auf der Straße. Naja… aber ich habe Rückendwind und auch meine Hardshell zeigt was sie kann. Einmal ist der Regenguss jedoch so gewaltig, dass ich mich unter einen Carport rette.

Kurz darauf zerstreut der starke Wind die Regenwolken und ich kann einen ersten Blick auf den blauen Himmel erhaschen.

An als Hügelgräbern getarnten alten deutschen Bunker vorbei geht es weiter…

Wer genau hinsieht kann einen Bunker der alten Sicherungsstellung "Nord" aus Zeiten des 1. Weltkrieges erkennen.
Wer genau hinsieht kann einen Bunker der alten Sicherungsstellung „Nord“ aus Zeiten des 1. Weltkrieges erkennen.

Nach 125 km mache ich heute Station in einer Pilgerherberge nördlich des Ortes Bække. Für sehr günstige 90 DKK kann man in einem Schlafsaal mit kleiner Küche übernachten. Perfekt!

Auf der Wanderroute bis Jelling

Am kommenden Morgen folge ich auf Anraten des Herbergsbetreibers bis zur Ortschaft Jelling der Wanderroute anstatt der Radroute (meist sind beide Routen nicht identisch). Unterwegs muss ich mich mit meinem Rad durch weichen Sand kämpfen. Das Schieben durch den Sand ist mit den dünnen Reifen (28″ x 1,5) und der schweren Beladung unendlich mühsam. Nun wird auch klar warum sich die Streckenführung oft unterscheidet. Mit einem Mountainbike sollte es aber absolut kein Problem sein der Wanderroute zu folgen.

Hier ist die Wanderroute noch sehr gut befahrbar. Stellenweise sieht das jedoch anders aus.
Hier ist die Wanderroute noch sehr gut befahrbar. Stellenweise sieht das jedoch anders aus.

Der nachfolgende Streckenabschnitt entlang des Flusses Vejle Å entschädigt dafür aber allemal. Außerdem bleibt mir das Wetter im Vergleich zu gestern recht milde gestimmt. Nur vereinzelte Regentropfen fallen vom Himmel.

Regengüsse kann ich heute vor allem aus der Ferne beobachten.
Regengüsse kann ich heute vor allem aus der Ferne beobachten.

Außerdem sagt ein altes Sprichwort ja „auf Regen folgt Sonnenschein“, die Frage ist nur wann!? 😀

Auf Regen folgt Sonnenschein! Nur wann??

Genau das rede ich mir ein, wenn ich mal wieder pudelnass bin. Und siehe da… es klart immer weiter auf.

Golden steht der Weizen auf den Feldern (den passenden Sound kannst Du unten abspielen).
Golden steht der Weizen auf den Feldern.

Der darauf folgende Abschnitt führt mich durch ausgeprägte Heidelandschaften.

Immer wieder durchquere ich ausgeprägte Heidelandschaften.
Immer wieder durchquere ich ausgeprägte Heidelandschaften.

In Aalborg verlasse ich den Hærvejen

Mit jedem Tag scheint das Wetter ein bissen stabiler zu werden…

Nach einer weiteren Nacht in einer Pilgerherberge und auf einem Campingplatz (auf dem ich zu meinem Unmut gezwungen werde eine „Europäische Campingkarte“ zu kaufen, die darauf keine Sau mehr sehen will) wechsele ich in Aalborg vom Hærvejen auf die Route #52. Also schnell raus aus der Stadt! Auf einem alten Bahndamm führt mich die Rødhusruten gen Westküste.

Ich erreiche den Skagerrak im Touriörtchen Blockhus

Bei richtigen Islandbedingungen – Regen und Sonne im 15-minütigen Wechsel – erreiche ich den Skagerrak im Touriörtchen Blockhus. Ein Freund aus Kopenhagen hat mir mit Nachdruck geraten den Ort anzusteuern: Kann man von dort doch gute 15 km bis nach Løkken direkt auf dem Strand fahren wovon auch die Autos reichlich Gebrauch machen.

Auf 15 km ist der Strand zwischen Blockhus und Løkken für den allgemeinen Straßenverkehr freigegeben.
Auf 15 km ist der Strand zwischen Blockhus und Løkken für den allgemeinen Straßenverkehr freigegeben.

Ich steuere den super organisierten Zeltplatz in Blockhus an und nutze den restlichen Abend zum Kochen und Fotografieren am Strand.

Das "Kattegat" vor dem Skagerrak... ?
Das „Kattegat“ vor dem Skagerrak…

Am nächsten Tag rolle ich mit meiner schweren Beladung auf den Strand. Der starke Wind treibt mich stellenweise ohne zu pedalieren mit 20 km/h vorwärts.

Auf dem Strand geht's von Blockhus bis Løkken mit deftigem Rückenwind gut voran.
Auf dem Strand geht’s von Blockhus bis Løkken mit deftigem Rückenwind gut voran.

Allerdings wird mir dabei einmal ein „Schwimmsandfeld“ zum Verhängnis und mein Rad wirft mich ab. Aber nix passiert… 😀 Für das Fahrrad ist der ganze Sand und das Salz allerdings wahrlich kein Spaß. Naja, ich mach’s ja nicht jeden Tag und der nächste Regenschauer wäscht das Salz hoffentlich wieder weg. 😉

Hirtshals ist erreicht!

Bald darauf erreiche ich am Nordende von Dänemark die Stadt Hirtshals, die vor allem durch ihren ausgeprägten Fährverkehr bekannt sein dürfte.

Je näher ich der Stadt komme desto rauer wird der Wind. Ein kleines Wäldchen vor den Toren der Stadt nutze ich für eine kurze Pause.

Im starken Wind rauschen die Blätter. ?
Im starken Wind rauschen die Blätter.
Mit Erreichen der Stadt Hirtshals habe ich den ersten Teil meiner "Circum Kattegat" abgeschlossen. Nun heißt es Warten auf die Fähre, die mich nach Bergen in Norwegen bringen wird.
Mit Erreichen der Stadt Hirtshals habe ich den ersten Teil meiner „Circum Kattegat“ abgeschlossen. Nun heißt es Warten auf die Fähre, die mich nach Bergen in Norwegen bringen wird.

Auf dem Campingplatz ist ein ständiges Kommen und Gehen. Geländewagen, Unimogs und unzählige Wohnmobile stehen in Reih und Glied. Jeder scheint hier nur für eine Nacht abzusteigen um am kommenden Tag eine der Fähren nach Island oder Norwegen zu nehmen. Das weiß wohl auch der Betreiber des Platzes und entsprechend deftig sind die Preise. Ich nutze meine Wartezeit auf die Fähre mit dem Besuch des Bunkermuseums im Süden der Stadt und dem Nordsøen Oceanarium.

Hier geht’s zu Teil 2 der Circum Kattegat: Auf dem Rallarvegen über die Hardangervidda

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert