Nachdem ich Euch vor kurzem den russischen Nachbau eines schwedischen Optimus Benzinkocher vorgestellt habe, hat mich das Thema Benzinkocher so schnell nicht mehr los gelassen. Daher war es nur eine Frage der Zeit bis ich noch einen Kocher fand, den ich unbedingt haben musste: Ein Enders 9061 B Baujahr 1966 aus Bundeswehrbeständen.
Inzwischen scheint der Enders 9061 eine richtige Fangemeinde zu haben, so dass wirklich gut erhaltene, unverbastelte und vollständig ausgestattete Kocher recht rar oder sehr teuer sind. Umso erfreulicher, dass ich ein Exemplar in vernünftigen Zustand für unter 50 EUR auf einem bekannten Onlineauktionshaus schießen konnte. Leider fehlt bei meinem Kocher das Ersatzteildöschen (inzwischen ist mein Kocher dank einer aufmerksamen Leserin komplett! 🙂 ), die inzwischen so selten sind, dass ich mir inzwischen abgeschminkt habe ein solches irgendwo noch aufzutreiben. Aber falls jemand eines zuviel hat… 😉 Aber genug gejammert, zurück zum Kocher!
Enders 9061 Ausführungen
Der Enders 9061 existiert in zwei Versionen. Die Ausführung für die Bundeswehr ist in mattem Oliv gehalten und erkennbar durch den Buchstaben B in der Bezeichnung. Die zivile Ausführung ist vom Aufbau identisch jedoch in Silber gehalten. Außerdem fehlen bei der zivilen Version bundeswehrtypische Bezeichnungen wie Versorgungsnummer (7310-12-120-0877) und -name. Übrigens habe ich den Eindruck, dass die Bundeswehrausführung deutlich einfacher in vernünftigem Zustand zu bekommen ist als die zivile. Kein Wunder, wurden vom Staat ja auch Tausende beschafft und wurden irgendwann wieder ausgemustert.
Enders 9061 B Aufbau
Der Kocher lässt sich in seinen Blechkasten platzsparend zusammenklappen. Dabei rutscht das Kochergestell in den Unterkasten. Da man Reglerknopf und Düsenreinigungswelle in den Kocher einschieben kann steht nichts über und man kann den Kocher sehr gut z.B. in größeren Kisten (z.B. Zarges) verstauen. Durch die Düsenreinigungswelle ist es möglich die Düse während des Betriebs wieder „freizustoßen“ falls sich diese durch unreines Benzin zusetzt. Mit Benzin aus dem Outdoorfachhandel habe ich aber noch bei keinem meiner Kocher eine Verunreinigung der Düsen feststellen können. Der Mehrpreis für dieses besonders reine Alkylatbenzin sollte einem die eigene Gesundheit sowieso wert sein. 🙂
Die Topfauflage macht einen stabilen Eindruck und sollte auch einen schwereren Stahltopf aushalten. Bei meinem Primus OmniLite Ti bin ich da skeptischer. 😉 Im Deckel ist eine Anleitung, jeweils ein Halter für einen Tankersatzverschluss, Werkzeug und das Ersatzteildöschen aufgenietet.
Der Tank ist sehr groß dimensioniert und nach meiner Erfahrung sollte ein 3/4 gefüllter Tank (das restliche 1/4 wird für den Druckaufbau benötigt) für mehrere Mahlzeiten und Kaffees ausreichen. In den Tank ist eine Pumpe integriert.
Mit einem Gewicht von 1975g schießt der Kocher wahrlich den Vogel ab. Daher kommt nur ein Einsatz beim Camping mit Fahrzeug in Frage.
Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme erfolgt wie bei jedem anderen Benzinkocher auch und sollte jemanden der schon einmal einen Benzinkocher verwendet hat vor keinerlei Probleme stellen. Dennoch möchte ich hier kurz darauf hinweisen, dass die Bedienung des Kochers auf eigene Gefahr geschieht! Jeder ist für den einwandfreien Zustand seines Kochers selbst verantwortlich. Da die Kocher teils deutlich über 40 Jahre alt sind lasst im Zweifelsfall den Kocher von jemanden überprüfen der wirklich Ahnung davon hat! Beachtet auch die im Deckel befindlichen Hinweise und die Anleitung.
Im ersten Schritt wird der Kocher aufgeklappt und der Reglerknopf ausgezogen. Anschließend wir kontrolliert ob der Reglerknopf ganz im Uhrzeigersinn geschlossen wurde. Wenn der Kocher noch nicht betankt wurde wird mit dem „Bordwerkzeug“ der Tankverschluss geöffnet, der Kocher zu 3/4 betankt und der Verschluss wieder aufgeschraubt (etwas mehr als handfest). Wenn Benzin daneben läuft den Kocher unbedingt an einem luftigen Ort für einige Minuten stehen lassen bis sämtliches übergelaufenes Benzin verdampft ist. Ansonsten droht Verpuffungsgefahr und damit ein ernsthaftes Verletzungsrisiko!
Nun mit der Pumpe etwas Druck im Tank aufbauen (je nach Füllstand im Tank können 10-30 Hübe notwendig sein). Anschließend den Düsenreinigungshebel nach unten stellen und vorsichtig den Reglerknopf öffnen. Jetzt sollte aus der Düse flüssiges Benzin an die Unterseite des Brennerkopfes spritzen und in die darunter liegende Vorheizschale laufen. Wenn diese zu 2/3 gefüllt ist den Regler wieder schließen und den Düsenreinigungshebel nach oben stellen. Mit einem möglichst langen Feuerzeug das Benzin entzünden. Der Kocher brennt dann mit gelber Flamme und wird vorgeheizt. Kurz bevor das Benzin in der Vorheizschale komplett verbrannt ist den Düsenreinigungshebel erneut nach unten stellen und den Regler vorsichtig öffnen. Jetzt sollte der Kocher mit einem rauschenden Geräusch starten. Die Kocherflamme zündet dabei automatisch von der Flamme der Vorheizschale zurück.
Am Anfang kann der Kocher noch ein bisschen „spucken“, aber nach spätestens einer Minute Betrieb sollte er mit blauer Flamme relativ ruhig brennen. Nun könnt Ihr Eure Mahlzeit zubereiten.
Zur Außerbetriebnahme des Kochers einfach den Reglerknopf zudrehen und den Düsenreinigungshebel nach oben stellen. Nachdem der Kocher abgekühlt ist kann er wieder zusammengeklappt und verstaut werden. Vor dem Zusammenklappen lasse ich jedoch für Gewöhnlich den Druck vom Tank ab. Dazu kurz den Verschluss aufdrehen und anschließend wieder schließen.
Fazit
Der Enders 9061 ist wieder mal einer der Dinge, die man heute nicht wirklich braucht aber haben muss.
Moderne Campingkocher sind leichter und einfacher zu bedienen (vor allem die Gasmodelle). Bei modernen Benzinkochern sind Brenner und Tank meist durch einen Stahlflexschlauch getrennt. Dadurch sind sie deutlich ungefährlicher im Betrieb als Kocher die durch die Abwärme des Brenners den Druck im System aufrechterhalten und daher der Tank unmittelbar neben dem Brenner platziert ist.
Der Enders 9061 bei der Bundeswehr. Wer hat Infos?
Leider habe ich bei meiner Suche im Internet keine ausführlichen Informationen gefunden in welchem Umfang der Kocher bei der BW eingeführt war. Der Kocher war wohl auf einigen Fahrzeugen (Iltis, Unimog, Munga und MAN 630) gerüstet. Hat jemand weitere Infos warum bei diesen Fahrzeugen nicht auch die Esbitkocher der Besatzung vorgesehen waren? Über Kommentare dazu würde ich mich sehr freuen!
Der Kocher ist dank einer aufmerksamen Leserin inzwischen komplett mit Ersatzteildöschen und steht gegen Angebot zum Verkauf. Einfach über die Kommentarfunktion melden und ich setze mich mit Euch in Verbindung.
Gudrun
Hallo, habe deinen Bericht mit großem Interesse gelesen da ich im Keller noch so ein Teil von meinem Vater habe. Ist jetzt beim Schwiegersohn, hat Spaß dran. Habe ein Ersatzteildöschen, komplett, übrig. Dachte, schreib ich dir mal bevor ich es bei Ebay reinsetze. Was möchtest du denn dafür ausgeben? Grüßle, Gudrun
nico
Hallo Gudrun!
Danke für Deinen Kommentar und super, dass wir uns einig werden konnten! Nun ist mein Kocher komplett! 🙂
Grüße aus der Pfalz
nico
Karl beyer
Hallo auch ich suche nach einem Ersatzteildöschen lässt sich sowas noch auftreiben? Und wo kann man den kocher mal zur durchsicht schaffen?
Mfg karl
nico
Hi Karl!
Da bleibt wohl nur „Augen offen halten“… Die Teile sind wirklich sehr rar. Ich hatte auch nur großes Glück das eine aufmerksame Leserin mir eine Dose angeboten hat.
Die Durchsicht sollte mit ein bisschen handwerklichem Geschick selbst durchzuführen sein. Vielleicht hast Du auch einen Bekannten der das für Dich machen kann? Mein Tipp ist auf jeden Fall alle Dichtungen zu wechseln. Außerdem beim Auseinanderbauen auf die Graphitpackungen aufpassen. Die sind nämlich auch quasi nicht mehr zu bekommen.
Grüße!
nico
Andreas Hubbert
Ein Bekannter von mir hatte mal eine ganze Gitterbox voll mit den besagten Kochen. Leider habe ich von den anfänglich 5 Stk in meinem Besitz nur noch einen in tadellosem fast neuen Zustand.
Ich bin immer wieder begeistert wie schön diese Dinger doch funktionieren
Einfach top.
René Montigny
Hallo zusammen,
ich habe soeben einen Enders 9061 D (B scheint wohl die Bundeswehr-Ausführung zu meinen) nach Jahren des Tiefschlafs wieder zum Leben erweckt. Zunächst hat der Apparat ordentlich gespuckt. Als er heiss war, konnte er das Gas sauber verbrennen. Nach kurzer Zeit war der gesamte Brennerkopf „frei“ und sauber gebrannt – frei von Rückständen und kein Spucken mehr – alles tiptop. Als einziges Manko sollte ich ehrlicherweise die eine leichte, nur temporär auftretende Undichte am Überwurf der Führung des Ventilreiniger-Gestänges erwähnen. Ich habe noch einen zweiten, offensichtlich älteren Typ. Auch der ist ein Dachbodenfund, als ich 5 Jahre alt war. Da werde ich ebenfalls mal schauen, was der 42 Jahre nach meinem Fund macht, wenn er unter Benzin und Druck steht. Ich bin begeistert von dieser simplen doch offensichtlich zuverlässigen Technik. Beste Grüße von der Küste!
Theo
Ich mache mit meinem Enders Enders 9061 Baujahr 1959 Fahradtausflüge und koch mir darauf leckere Mahlzeiten, in der Coronazeit wenn die Gaststätten geschlossen haben Gold wert, funktioniert einwandfrei und bringt eine enorme Hitze, das Anzünden erregt, wenn Leute in der Nähe sind allerdings Aufmerksamkeit und führt oft zu tollen Kontakten und Gesprächen. Er gehört eigentlich meinem Sohn, der sagt “ auf jedem Campingplatz bist du gleich der King und mit den Nachbarn im Gespräch“.
Peter Hartenberger
Guten Tag, ich habe die erste Bekanntschaft mit dem Enders Kocher 1963 bei der Bundeswehr gemacht. Ich war in einer Fernmeldeeinheit stationiert. Wir waren mit 2 Mann mit einem Munga und einem Richtfunkgerät unterwegs. Da wir regelmäßig außerhalb der Gefechtsstände arbeiteten, gehörte zu der Ausrüstung auch der Enders Kocher 9061.
Soviel ich weiß hatten die Feldkabeltrupps auch diese Art von Truppkocher. Ich habe den Enders Kocher ca. 7 Jahre lang mit dem Benzin Öl Gemisch des Munga betrieben. Auch zum Vorheizen. Es hat ihm nicht geschadet, da er immer ausreichende Pflege bekam. Zu der Zeit war das Benzin noch verbleit. Nach der Bundeswehrzeit hat der Kocher in meinem Kleingarten und diversen Urlauben insgesamt bis zum Jahr 2000 treue Dienste geleistet. Ersatzteile habe ich nie gebraucht.
Wer ihn einmal in den damaligen strengen Wintern in Gebrauch hatte, wird seine Vorzüge heute noch schätzen.
nico
Hallo Peter!
Danke für Deinen Kommentar und die Schilderung deiner Erfahrungen mit dem Enders Kocher. Es ist toll zu hören wie dieser Kocher damals bei der Bundeswehr verwendet wurde!
Grüße aus der Pfalz!
nico
Ulrich Plein
Hallo Gemeinde,
ich habe meinen Kocher gestern Abend mal wieder zum Leben erweckt. Der Glühwein sollte ja auch stilecht erwärmt werden.
Allerdings ist beim Druckpumpen am Stößel das Benzin heraus gespritzt. Ich denke, die Lederdichtung im Kolben hat den Dienst versagt. Da es diese Dichtungen wohl nicht mehr zum kaufen gibt, möchte ich diese evtl. nachbauen. Hat da schon jemand Erfahrung damit gesammelt, oder evtl. sogar die benötigten Maße?
Bin über jeden Tipp dankbar.
Uli
nico
Hallo Uli!
Ich habe die Dichtung selbst noch nicht tauschen müssen. Eventuell ist sie nur „eingetrocknet“ nach dem der Kocher lange Zeit trockenlag. Versuche doch mal das Lederläppchen in etwas Benzin einzulegen. Vielleicht wird es dann wieder geschmeidig und dichtet wieder?
Sollte es gerissen sein wirst Du aber um den Tausch nicht herum kommen.
Grüße!
nico
Ulrich Plein
Danke für den Tipp.
Ich habe mir die Technik im Kolben mal etwas genauer angeschaut. Eigentlich darf im Hubraum ja gar kein Benzin sein. An Kolbenboden ist ja noch eine kleine Feder, die einen kleinen Verschluss auf die Bohrung zum Hubraum drückt. Die sollte doch verhindern, dass Benzin in den Hubraum gelangt. Ich tausche jetzt mal die Feder und die Bodendichtung aus. Eventuell habe ich damit das Problem beseitigt.
Holger
Hallo, ich habe meinen Kocher (Bj:1963) beim Umzug wiedergefunden. Jetzt wollte ich ihn testen, und musste feststellen, das die Pumpe nicht funktioniert….! Kann man die Pumpe komplett zerlegen….? Ich habe nur vorne die Düse mit der Feder abbekommen, wollte nix kaputt machen….! Kann mir da jemand helfen…? LG Holger
Valentin
Hallo suche jemanden der einen Enders Kocher reparieren kann .
nico
Hallo Valentin,
sorry,… da kann ich Dir leider nicht weiterhelfen.
Grüße!
nico
Andreas
@ Valentin
Um welche Enders Kocher handelt es sich hier?
Was funktioniert nicht mehr?
Andreas
Christian
Ich habe 3 Enders 9061 und waren alle zerlegt ,die Kocher gehen ab wie
Schmitts´´Katze ,und sehen aus wie neu ,ich denke ich kenne mich mit dem 9061
bestens aus ,wer Probleme mit dem Kocherle hat kann diese mir gerne zu senden
denen werde ich wieder Leben einhauchen ,da ich auch Ersatzteile noch hab.
l.g. Christian
Michael Schmid
hallo Christian
also, ich habe auch so einen Kocher von der BW
ich brauche HILFE
ich habe versucht das Ding zum laufen zu bringen, aber ich bekomme leider keine blaue Flamme hin..
habe Düse + Reinigungsnadel getauscht ….alles möglich probiert der Brenner brennt nur mit Gelber Flamme…und Rußt
ich weis nicht weiter… könnte es am Benzin liegen ? meine TelNr. ist 097254836
ich würde Ihnen das Teil gerne mal zuschicken, dazu bräuchte ich aber Ihre Adresse..
Vielen Dank im Voraus.. MfG Michael
Felix Transfeld
Hallo,
die sogenannten „Truppkocher“ gehörten bis ca. 1984 zur Fahrzeugausstattung von Fahrzeugen, die eine STAN-mäßige Besatzung von 3-4 Mann hatten.
Sie gewährleisten die Möglichkeit, Verpflegung auch außerhalb der vorgesehenen Nachschubwege, also Frischverpflegung oder Einsatzverpflegung, zuzubereiten. Dieses war für abgesetzt eingesetzte Teile, insbesondere für Fernmeldetrupps, Abschubmittel, InstKommandos und Aufklärer wichtig. Um 1984 wurden die Kocher, wohl aus Betriebsschutzgründen, den Ausstattungen ersatzlos entnommen. Nicht zur Zufriedenheit der Truppe! Später wurde eine Version für Diesel und Petroleum wieder eingeführt. Gruß Felix